Maria Grazia Fulvia Daria

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Maria Grazia Fulvia Daria

Maria Grazia Fulvia Daria

Anita Isiris

Viel Fantasie wurde allerdings nicht benötigt, um sich Maria Grazia nackt vorzustellen. Sie war freizügig, was ihre Kleidung anging – und in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts sah man die Dinge eben noch ziemlich entspannt. Es gab kein Internet, man zeigte, was man zeigen wollte und war noch nicht von Smartphones bedroht, die jede einzelne Körperstelle der ganzen Welt kundtaten.

Maria Grazia war eine stolze, intelligente Frau – ganz im Gegensatz zu ihren drei Brüdern, die eher tumb wirkten. Sprachliche Eloquenz ging ihnen vollständig ab, und sie waren nicht das, was man sich unter schönen, gut gewachsenen und herzensbrechenden Italienern vorstellt. Maria Grazias Brüder waren allesamt Pykniker, ernährten sich fast ausschliesslich von Pasta und Panini und tranken jeden Tropfen Brunello weg, den sie irgendwo, im kleinen Weinkeller ihres Vaters oder dem von Freunden, finden konnten.

In ihrer eigenwilligen Schönheit überstrahlte Maria Grazia ihre ganze Familie – auch ihre Mutter und die Nonna, von denen die drei Fratelli zweifelsohne Geist und Aussehen geerbt hatten.

Es kam der Tag, an dem Maria Grazia Fulvia Daria 18 Jahre alt wurde – und es stellte sich die Frage nach ihrem Broterwerb. Eine frühe Heirat kam offiziell nicht in Frage, und Maria Grazias Vater bestimmte, dass sie in der Dorfwäscherei ihr Auskommen finden sollte. Für diese Arbeit brauchte es Fleiss, keine besondere Bildung, und die Stelle war verhältnismässig sicher. Signor Vergani, Maria Grazias Vater, hoffte, so das Familieneinkommen aufbessern zu können.

In der Nacht vor dem ersten Arbeitstag wachte Maria Grazia in ihrer kleinen Kammer auf, denn sie hatte einen seltsamen Traum gehabt. Sie war im Schlossgarten gewesen, dort, wo sie vor etlichen Jahren von Signor Cievidalli geküsst worden war. Da brach, im vollen Mondschein, ein Wesen aus dem Gebüsch, das über einen menschlichen Kopf verfügte, eine dicht behaarte Brust besass, kräftige Schenkel umd noch kräftigere Unterschenkel, die in Hufen mündeten.

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