Ihre Mutter hatte extra frische Panini gekauft, und andächtig sass die Familie beim Frühstück. Maria Grazia hatte keineswegs eine unglückliche Kindheit hinter sich – ihre Familie war nun mal nicht besonders begütert, und der Geisteszustand ihrer Mutter und derjenige der drei Brüder legte sich oftmals wie eine dunkle Wolke über das Familienleben. Aber alle fünf liebten einander und respektierten sich auch.
Maria Grazias Vater küsste sie zum Abschied auf die Stirn und begleitete sie durch das dunkle, staubige Treppenhaus nach unten. Kindheitserinnerungen wallten in Maria Grazia hoch, als sie zwischen den Stufen mit ihrem Fratelli tagelang Ball gespielt hatte.
Die Wäscherei war ein längliches Gebäude aus Sichtbeton, das so gar nicht in die sensible Architektur des Städtchens passen wollte. In der Tat hatte sich Maria Grazias Dorf in den letzten Jahren zu einem Städtchen entwickelt, was jungen Menschen mit etwas Geld in der Tasche zusätzliche Perspektiven eröffnete.
In freudiger Erwartung betrat Maria Grazia die Wäscherei. Sie wurde von einer mürrischen Alten in Empfang genommen, was Maria Grazia aber kaum wahrnahm. Der Duft nach frischer Wäsche war einfach zu betörend.
Im ersten Stock drangen Stampf- und Zischgeräusche an ihr Ohr, und sie ahnte, dass diese Lärmkulisse der halbautomatisierten Wäscherei sie künftig jeden Tag begleiten würde. Da kam strahlend der Wäschereibesitzer auf sie zu. Signor Gimigniano. Er war korpulent, trug eine weinrote Kravatte, wirkte aber auf Maria Grazia ausgesprochen sympathisch. Er begleitete sie in eine kleine Kammer und legte die Arbeitsklamotten vor sie hin. Maria Grazia hüstelte verlegen, weil sie ahnte, dass ihr die Kleider keineswegs passen würden. Ihre Hüften waren nun mal zu breit und ihr culo, ihr Hintern, viel zu gross. Maria Grazia hatte in der Tat eine ungewöhnliche Figur, die keineswegs der Norm entsprach.
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