Sein ganzer Körper fing an zu schwitzen, immer stärker, der Schweiß rann nur so an ihm herunter. Auf einmal tauchten die absonderlichsten Gedanken in seinem Gehirn auf und wurden zu Bildern, die vor seinen Augen erschienen, vor seinen offenen Augen, deutliche Bilder in dieser absoluten Finsternis. Erst Bilder von kopulierenden Tieren, von Löwen, Pferden, Rindern, Hunden, die voller Saft und voller Kraft sich paarten. Dann Bilder von nackten Frauen in eindeutigen, lasziven Posen, die auf ihn warteten, die sich ihm hingeben wollten, die für ihn bereit waren, nur für ihn. Es waren alle möglichen Frauen, die ihn ficken wollten, dicke, dünne, üppige, magere, junge, alte, weiße, schwarze und sie wollen es in allen möglichen Stellungen treiben, liegend, stehend, sitzend, hockend. Die Bilder bereiteten ihm ungeheure Lust und auch die Frauen schrien vor Glück und verlangten nach mehr, nach immer mehr. Denn er hörte auch ihre Stimmen, ihre rauchigen, verführerischen Stimmen, verstand aber kein Wort, doch es war eindeutig, was sie wollten. Er nahm sogar ihren Duft wahr, der den der Kerze deutlich übertönte, einen Duft, den nur brünstige Frauen verbreiteten, die im Moment der höchsten Ekstase ihre Säfte, ihre Körperflüssigkeiten verströmten. Sie waren sexuell über erregt und wollten, dass er ihre Erregung spüre, und wollten zugleich ihn spüren, ihn in sich spüren. Als er merkte, dass er dazu noch gar nicht bereit war, fing er an zu zittern und zu zucken und sogar zu weinen, richtig zu weinen, aus Angst oder weil er ihre überbordenden Gefühle nicht erwidern konnte? Aber während diese Bilder immer intensiver wurden, sich immer schneller abwechselten, immer dringlicher wurden, ihn immer stärker berührten, merkte er, dass diese Erregung ihn nun auch packte, wie sich eine Erektion seiner bemächtigte, wie sein Schwanz immer großer wurde und wie die Lust nach Sex übermächtig wurde, eine Lust, die er in dieser Intensität noch nie zuvor gespürt hatte, so drängend war sie. Und nun sah er sich selbst ganz deutlich in das Geschehen eingreifen und aus der Vielzahl der anonymen Verführerinnen, schälten sich einige wenige konkrete heraus. Seine Phantasien vermischten sich mit seinem wirklichen Leben, seine irrealen Wünsche wurden von seinen realen Erfahrungen gespeist. Da war die üppige Bauchtänzerin, die er vor Jahren in einem Lokal gesehen hatte und die immer wieder seine sexuellen Phantasien beflügelt hatte. Sie taucht vor ihm auf, tanzte auf einem runden Tisch, setzt alles daran, ihn auf ihre überbordende Weiblichkeit aufmerksam zu machen, schließlich legte sie sich auf diesen Tisch und sie trieben es miteinander. Als Nächstes erschien die fast undefinierbare Gestalt einer schwarzen Nutte, die in der Dunkelheit kaum sichtbar war und sich ihm mit leisen Wisperlauten anpries, ein billiges, schnelles Vergnügen signalisierend. Und dann war auf einmal zu seiner eigenen Überraschung die gertengleiche, biegsame Gestalt des jungen Mädchens aus dem Hotel vor seinen Augen, die Bedienung, die ihm so freundlich zugelächelt hatte, fast noch ein Kind, ohne ausgeprägte Kurven. Sie schmiegte sich an ihn und liebten sich sanft. Doch das waren die einzigen Momente der Zärtlichkeit, die ihm gegönnt waren, denn alsbald erfasste ihn wieder dieser teuflische Sog, der wilden, animalischen Sexualität, der ihn wie eine gewaltige Meeresströmung in die Tiefe drückte oder wie ein gewaltiger Tornado hoch in den Himmel hob. Und dann war auch wieder die Angst da. Was, wenn er diesem Sog nicht mehr entkommen könnte, wenn die Lust direkt in den Tod übergehen würde, diese immense Lust, die er auskostete, die immer neue Begierden gebar. Was, wenn er diese nicht mehr befriedigen könnte, was dann? Aber das war auch das Letzte, was er noch bewusst wahrnahm, was er spürte, was er selbst steuern und beeinflussen konnte. Alles, was dann geschah, spielte sich in seinem Unterbewusstsein ab, in einer undefinierten Traumwelt, im Bardo der Tibeter, in einer Zwischenwelt des Lebens und des Todes. Es waren aber mehr als nur normale Träume, die ihn weiterhin heimsuchten, es muss viel mehr gewesen, es müssen aufregende Dinge passiert sein, wunderbare, schreckliche, denn als er erwachte, war sein Kopf voll mit Bildern, mit Eindrücken, mit Erinnerungen, die aber sofort verschwanden, als er sie fixieren wollte, als er sie auskosten, sie noch einmal sehen, über sie nachdenken wollte. Es war nun wieder wie im richtigen Leben, man wacht auf, sieht noch einen kurzen Moment das Traumgeschehen, dann ist es aber schon verschwunden, aus dem Gedächtnis gelöscht. Er wachte auf, weil ihn jemand angefasst und geschüttelt hatte. Er wusste sofort, dass es der Heiler war, der ihn mit einer Taschenlampe anstrahlte und ganz ruhig sagte, das alles gut sei, dass jetzt alles überstanden sei und sie wieder hochsteigen könnten, zurück in die Welt, zurück in sein reales Leben, obwohl alles, was er hier erlebt habe, auch real sei, sehr real sogar.
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