Der Donnerstag brach an, nach einer Nacht, die ihn ruhig und entspannt hatte schlafen lassen, ihn aber wieder nicht mit aufregenden Bildern der Grotte konfrontiert hatte. Beim Frühstück waren die Blicke der Frauen erneut auf ihn gerichtet und er empfand deswegen ein sehr angenehmes Gefühl in der Magengrube, das auch noch in den Bereich weiter unten ausstrahlte und ihn schon zu dieser Stunde erregte. Es fühlte sich an, als habe er eine Aura um sich, die ihn zum attraktivsten Mann der Erde machte. Während er zufrieden sein vegetarisches Frühstück zusammenstellte, dachte er daran, dass es Männer gibt, die weder schön noch reich, nicht einmal attraktiv waren und dennoch viel Erfolg bei Frauen hatten. Sollte er von jetzt auf nachher zu diesem Kreis seltsamer Käuze gehören? Doch diese Vorstellung bewegte ihn nur kurz, denn in Gedanken war er schon wieder bei der jungen Bedienung im Hotels und stellte sich zum einen vor, was er in der Grotte mit ihr getrieben hatte und dann, wie sie ihn bald voller Ungeduld und Sehnsucht erwarten würde und sie dann tatsächlich das machen könnte, was bisher nur im Traum geschehen war, dass sie das wollte, daran hatte er keine Zweifel mehr. Doch seine euphorischen Gedanken stockten, denn auf einmal konnte er überhaupt nicht mehr verstehen, was sich da anbahnte. Was zum Teufel hatte ihn plötzlich so attraktiv gemacht, ihn einen mittelalten, geschiedenen Mann, der bisher noch nie sonderliche Erfolge bei Frauen gehabt hatte? Was bewog insbesondere ein junges Mädchen, sich derart an ihn zu schmeißen? Er hätte das und die Vorgänge in der Grotte liebend gerne mit dem Heiler besprochen. Aber als er bei der Dünnlippigen nachfrage, ob er für ein kurzes Gespräch zur Verfügung stünde, sagte sie, er sei in die Stadt gefahren und erst später wieder erreichbar. Er gab sein Vorhaben auf, meldete sich stattdessen vom Mittag- und Abendessen ab. Dann ging er zum Parkplatz des Nonnenhauses und kurz nach neun stand sein Auto auf dem Parkplatz des Hotels. Es war so, wie er es sich ausgemalt hatte. Die junge Frau erwartete ihn schon sehnsüchtig und nachdem sie eingestiegen war, küsste sie ihn sogleich auf den Mund und wieder war es kein harmloses Küsschen und das am hellen Vormittag vor ihrem Arbeitsplatz, wo es jeder, der sie kannte hätte sehen können, aber das war ihr anscheinend völlig egal. Sie kannte sich einigermaßen in der Gegend aus, obwohl sie noch nicht so lange hier wohnte, jedenfalls wusste sie ziemlich genau, wohin sie fahren wollte. Mindestens ebenso genau wusste sie, was sie an diesem Tag von ihm wollte, denn sie dirigierte ihn als Erstes zu dem kleinen Drogeriemarkt im Ort. Frauen brauchen immer etwas für ihre Schönheit, dachte er, aber als sie ihn bat, er möge eine Packung Kondome kaufen, aber eine große, war er doch sehr verblüfft. Das sollte nicht die einzige Überraschung an diesem Tag sein, ja, er sollte aus all den Verblüffungen gar nicht mehr herauskommen. Das Ziel, das sie ihm dann nannte, war eine alte Ritterburg, hoch auf den schroffen Felsen gelegen, mit angeblich spektakulären Ausblicken in das Tal. Aber schon auf dem Weg zu der Burg, als sie eine längere Strecke durch den dichten Wald fuhren, sagte die junge Frau voller Ungeduld und Erregung, er soll auf einen der Forstwege abbiegen und ein Stück tiefer in den Wald hinein fahren, bis zu einer Stelle, wo sie mit Sicherheit ungestört seien.
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