Maria betrieb einen gepflegten Einfrauenhaushalt und hatte ihre Wohnung nur mit wenigen Möbeln bestückt. In der Stube dominierte eine blaue Couch. “Von meinem Ex”, erklärte Maria und zuckte indigniert mit den Schultern. In der Zwischenzeit hatte die Maschine unten im Keller den Schleudergang bestimmt beendet. Maria hätte die Gelegenheit packen und ihre Montagbissonntagslipundbehakollektion in den Tumbler schmeissen können, aber sie liess es bleiben. Später hätte sie nicht mehr sagen können, wieso. Herr Linzer ging hinter ihr her in die Küche. Er wusste, dass die geräumigen Küchen eine eingebaute Sitzbank hatten, und er schaute gerne einer Frau beim Apfelkuchenmachen zu. Maria machte sich denn auch ans Werk. Flink rüstete sie die Äpfel, entkernte und entstielte sie, wallte den Teig aus und belegte damit ein rundes, mit gemahlenen Haselnüssen ausgestreutes Kuchenblech. Als sie sich bückte, um den Backofen vorzuheizen, wurde Herr Linzer von einem Wonneschauer erfasst. “Kaffee?” fragte sie ihn freundlich. “Der Kaffee ist fertig” ist eines der Lieder, die ich richtig mag”, schwärmte er. “Der Kaffee ist fertig – klingt das nicht unheimlich zärtlich?” sang er. Maria musste lachen. Da sass ein singender Rentner in ihrer Küche, während ihr Verflossener vielleicht zur selben Zeit in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer, in der alten Wohnung, eine neue Frau auszog. Rasch füllte sich die Küche mit Kuchenduft; die grossen Kaffeetassen öffneten den beiden das Herz. Herr Linzer erzählte von früher, von seinem kleinen Schuhmacherladen, der einem Kebab-Take-Away hatte weichen müssen, Maria schilderte ein paar Episoden aus ihrem Verkäuferinnenleben. So sehr Herr Linzer sich konzentrierte – er war ja ein Mann mit Manieren: Marias Schamhaarlöckchen gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf. Ob man eine junge Frau fragen durfte, wieso sie “darunter” nichts trug?
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