Mariangela - die Tavernentochter

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Mariangela - die Tavernentochter

Mariangela - die Tavernentochter

Anita Isiris

Die unverheiratete Mariangela war für die Tavernenbesucher Freiwild. Ihre Widerspenstigkeit hatte sich herumgesprochen, und was gibt es für einen Ritter Reizvolleres als eine uneinnehmbare Burg? Ein Pförtchen, das noch nie durchschritten worden war? Mariangela mit ihren fraulichen Formen, ihren runden Hüften und ihrer grosszügigen Oberweite war eine enorme Projektionsfläche für die Schweinsbraten-Esser und Weintrinker in der „Tiberia“, wie die Taverne hiess. Was gab es Reizvolleres, als sich nach ein paar Gläsern schweren Weins aus römischen Rebbergen den Gedanken hinzugeben? Den Gedanken an die splitternackte Wirtstochter, mit gespreizten Schenkeln auf einem der Tische liegend, der Dinge harrend, die da kamen?

Bückte sich Mariangela, etwa um eine Münze aufzuheben, musste sie immer damit rechnen, dass sich eine Männerhand unter ihren Röcken verirrte und ihren nackten Schenkeln entlang strich, bis sie die Stelle erreichte, an der ihre Beine zusammentrafen. Die weltbeherrschende Stelle. Mehr als einmal hatte die zornige Mariangela daraufhin einen Weinkrug auf dem Schädel des Übeltäters zertrümmert, was bei einem der geilen Besucher sogar zu einem Schädelbruch geführt hatte. Schon oft hatte Mariangela deswegen Ermahnungen ihrer Eltern über sich ergehen lassen müssen – wohl wissend, dass niemand gegen sie Klage erheben würde. Denn einer Frau zwischen die Beine zu greifen, war auch im Mittelalter, gegen aussen hin, schändlich – obwohl Männer nichts lieber taten als genau das. Diese Doppelmoral brachte die Tavernenbesucher erst recht dazu, ihre Trinkkumpanen mit wortreichen Zoten zu unterhalten und sich lautstark über Mariangelas körperliche Vorzüge zu unterhalten. Dieses Männerverhalten hatte Mariangelas Zunge geschärft – ihre Zunge war schärfer als das Schlachtermesser ihres Vaters, der neben der Taverne eine kleine Metzgerei betrieb.

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