Mariangela - die Tavernentochter

7 7-12 Minuten 0 Kommentare
Mariangela - die Tavernentochter

Mariangela - die Tavernentochter

Anita Isiris

Mit ihren 19 Jahren war Mariangela eine sehr selbstsichere Frau, die vom Leben schon mehr mitbekommen hatte als andere, die mit 60 im Bett lagen, im Wissen, es nicht mehr verlassen zu können. Ihre Eltern waren Besitzer einer Taverne im Trastevere, wir schreiben das 15. Jahrhundert n.Chr.

Als Wirtstochter war Mariangela etwas höhergestellt als eine Schankmagd, diese wiederum mussten jede Woche mehreren Männern zu Willen sein, deren Sinn nach warmem, weichem Frauenfleisch stand. Die glutäugige, schwarzgelockte Mariangela überlegte sich vor dem Einschlafen oft, wie schön die Welt wäre, so es denn keine Männer gäbe. Keine betrunkenen Dorfbewohner. Keine hochmütigen Ritter aus fernen Landen, die meinten, sich im Rom alles leisten zu können. Wie es gewesen wäre, wenn die antiken Römer, im Colosseum, zur Volksbelustigung, ihren Löwen keine gläubigen Christen zum Frass vorgeworfen hätten.

Mariangela war eine gläubige Christin und dachte mit Schaudern daran, wie man, ein paar Jahrhunderte zuvor, mit ihr wohl verfahren wäre. Trotz ihres Glaubens war Mariangela aber eine Frau durch und durch, und vor natürlichen weiblichen Empfindungen keineswegs gefeit. Dank ihrer vielfältigen Aufgaben in der Taverne war sie davor verschont, von ihren Eltern in ein Kloster gegeben zu werden. Es war ihr verwehrt, sich in einen höheren Stand einzuheiraten, und die einfachen Dorfbewohner waren ihren Eltern wiederum zu wenig. So war es gekommen, dass Mariangela mit ihren 19 Lenzen noch immer unverheiratet war.

Es war ihre Jungfräulichkeit, die einige der Tavernenbesucher bis aufs Blut reizte. Dem „Kränzchen“, der anatomischen Struktur, die bis heute von Vielen als „Jungfernhäutchen“ gesehen wird, kam im 15. Jahrhundert eine enorme, gesellschaftsbewegende Bedeutung zu. Wehe den Frauen, die sich bereits vor der Heirat hingegeben hatten – etwa einem vorbeiziehenden Ritter oder einem Angehörigen des Adelsgeschlechts. Sehr rasch wurde eine unbescholtene Frau zur Metze, währenddem der Beischlaf mit Frauen vor der Heirat den Männern ohne grosse Umschweife verziehen wurde. Sie mussten sich ja von ihrem strengen Arbeitsalltag als Söldner, Ritter, Knechte, Fahrende oder Mönche irgendwie erholen – am besten bei schwerem Wein, Bier und willigem Frauenfleisch.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 7339

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben