Mittlerweile hatten auch Stefano und Ritter Kuno die kleine Kirche betreten, beide wissend, dass ihnen ein Scharmützel im Gotteshaus nicht gut anstünde. So starrten sie sich hasserfüllt an – aber ihr Drang, Mariangela zu verfolgen, war stärker. Die Schläfen beider Männer pochten, und Ritter Kunos Hand, die sonst den Dolch, das Schwert oder den Degen so sicher führte, zitterte vor Erregung. Mausleise näherten die beiden Männer sich den Beichtstühlen und stellten verwundert fest, dass diese leer waren. Dann hörten sie Stimmengewirr aus der Sakristei. Mariangelas samtene Römerinnenstimme und Pater d’Ambrosios sonoren Bass.
Beide Männer spitzten die Ohren und vernahmen Mariangelas Beichte – den Teil, in dem sie den Verkehr mit Ritter Kuno schilderte. Dieser wusste ja nicht, dass er von Stefano durch die Ritze in der Holzwand dabei beobachtet worden war, wie er Mariangela von hinten gestossen hatte. Daher schämte er sich, als er hörte, wie detailreich die junge Frau schilderte, was er mit ihr getan hatte. Um nicht gleich vom Kircheneingang aus gesehen zu werden, gingen die beiden leise um die Sakristei herum und verbargen sich dahinter. Beide drückten ihr Ohr an die aufwändige Holzverkleidung, um ihrer Geliebten näher zu sein. «Fammi guardare un po’», hörten sie Pater d’Ambrosio raunen. «Lass mich ein bisschen schauen». Mit diesem einen Satz flimmerten intensive Fantasien durch die Hirne der beiden Spione, und sie hätten vermutlich nicht einmal Notiz genommen, wenn jemand hinter sie getreten wäre, sie am Kragen gepackt und die beiden Köpfe gegeneinander geschmettert hätte. Sie ahnten beide, dass Mariangela ihren Rock aufknöpfte und dem Geistlichen ihre Lustdrüsen zeigte, die beide Männer derart begehrten, dass sie an nichts anderes mehr denken konnten. Noch einige Minuten vergingen, dann schauten Stefano und Kuno sich mit tellergrossen Augen an.
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