Mariangelas Hochzeit

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Mariangelas Hochzeit

Mariangelas Hochzeit

Anita Isiris

Mariangela war nun wirklich reif, um nicht zu sagen, überreif für die Ehe. Zu ihrer Zeit wurden Frauen, was Heiraten angeht, nur selten, wenn überhaupt, nach ihren Bedürfnissen gefragt. Ehen wurden durch Eltern und Verwandte arrangiert und hatten gerade in der Mittel- und Oberschicht nur ein Ziel: Vermehrung von Gütern, Ländereien und sonstigem Vermögen sowie das Erlangen eines höheren Titels durch den Gemahl und die hoffentlich aus der Ehe hervorgehenden Söhne.

Dies mag einer der Gründe gewesen sein, warum Mariangelas Vater Ritter Kuno derart zugetan war. Seine Zuwendung machte er auch offenkundig, indem er dem Ritter die eine oder andere Weinrunde spendierte. Daneben wirkte Mariangelas zweiter Liebhaber, der Küchenjunge Stefano, wie eine welkende Blume. Die Eifersucht war für ihn nahezu unerträglich. Schliesslich war er es, der der Tavernenfamilie zur Hand ging, und das seit vielen Jahren und ohne jemals krankheitshalber abwesend zu sein. Aber er war mittellos und von geringem Stand – in diesem Leben würde ihm kein Glück mehr vergönnt sein. Sein einziger Schatz, die schwarzgelockte Mariangela, drohte ihm in den nächsten Tagen endgültig zu entgleiten. Pater d’Ambrosio, dem Beichtvater, und dem Sakristan, der ein Leben dafür gegeben hätte, seinen Kopf ein einziges Mal zwischen Mariangelas Brüste zu betten, ging es nicht viel besser. Sie verbrachten ihre Tage mit Beten und Trinken, und d’Ambrosio graute vor dem Tag, an dem er den Bund der Ehe zwischen Mariangela und dem Ritter aus deutschen Landen würde schliessen müssen.

Derweil konnte Ritter Kuno sein Glück kaum fassen. Nichts nahm in seinem Herzen derart viel Platz ein wie Mariangela, die Tavernentochter, und er freute sich unbändig darauf, sie nach deutscher Sitte und Tugend ehelichen zu dürfen. Ritter Kuno war im Fränkischen an vielen Hochzeiten zugegen gewesen. Zumeist hatten die Rituale sich geähnelt.

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