Marie empfängt das Birkenlieschen

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Marie empfängt das Birkenlieschen

Marie empfängt das Birkenlieschen

Andreas

Die Gouvernante führte Marie in ihr Zimmer. Sie ließ sich auf dem Bett nieder, während das Mädchen stehen musste. Dora Jansen ärgerte sich über das unüberlegte Handeln ihres Schützlings. Der ausufernde Leichtsinn, den ihre Schülerin immer wieder an den Tag legte, konnte schnell ins Verderben führen. Kerle wie Roman stellten eine Gefahr dar, die frau nicht unterschätzen durfte. Ein unbedarftes, junges Ding war Männern dieses Schlages eine allzu leichte Beute. Marie wusste, dass sie eine große Dummheit begangen hatte. Sie fühlte sich unbehaglich, strich sich fahrig durchs Haar. Dora war klar, dass mahnende Worte allein nicht ausreichen würden. Marie benötigte eine deutlichere Lektion!

„Erkläre mir, weshalb Du um diesen Proleten herumschwänzelst? Was hast Du bei den Ställen zu suchen gehabt?“

Die Schärfe in Doras Stimme ließ Marie schaudern. Sie beschloss ehrlich zu sein, der Wahrheit den Vorzug zu geben. Ihre Stimme zitterte, als sie antwortete.

„Ich war neugierig. Deshalb habe ich ihn heimlich beobachtet. Ach Dora, ich hab doch nichts Schlimmes gemacht!“

Die Gouvernante gab sich damit nicht zufrieden, bohrte weiter:“ Was hat er denn von Dir gewollt? Ich sah doch, wie er Dich bedrängt hat!“ Marie erzählte ihr alles, ließ keine, noch so unwesentlich scheinende Kleinigkeit aus. Am Ende war sie erleichtert, schaffte es sogar Dora in die Augen zu sehen. Der Blick verriet, dass sie nicht gelogen hatte. In Dora stiegen zwiespältige Gefühle auf, die es ihr schwer machten die richtige Entscheidung zu treffen. Nach wie vor war sie für Maries Erziehung verantwortlich, trotz ihrer tiefen Zuneigung. Das verlockend schöne Mädchen scharrte aufgeregt mit den Füßen. Marie spürte genau, wie sehr Dora mit sich rang. Die nordische Grazie winkte ihren Schützling näher zu sich. Zögernd setzte sich Marie neben sie aufs Bett. Dora nahm sie in den Arm, streichelte ihren Nacken.

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