Sie beschäftigte ein ganz anderes Thema. Fritz würde kommen, schon sehr bald. Ende Juli, also in knapp drei Wochen. Er antwortete noch am selben Tag, gleich nachdem er Maries Brief gelesen hatte. Erst war er wütend auf sie, da er mit so etwas nie gerechnet hätte. Maries Liaison mit der deutlich älteren Gouvernante ließ ihn nicht kalt. Er fragte sich, ob sein Mädchen eine Jüngerin Sapphos sei? Er verwarf den Gedanken als Blödsinn. Hatten sie nicht eine herrliche Nacht zusammen verbracht? Nein, Marie liebte Menschen ungeachtet der Herkunft oder ihres Geschlechts. Diesen Wesenszug fand er sympathisch, nicht verdammenswert. Dennoch las er zwischen den Zeilen, dass sie sich einen strengeren Fritz wünschte. Hätte sie sonst so ausgiebig von dem Birkenlieschen berichtet? Er beschloss, sich dieser Gemengelage stellen zu wollen. Mit entschlossenem Blick begann er zu schreiben:
„Meine liebste Marie!
Was musstest Du alles erdulden, mein bedauernswerter Engel! Ich kann mir schon denken, dass Dir das Sitzen zurzeit recht fatal ist. Könnte ich nur Deine rückwärtigen Qualen lindern, Dir etwas Trost spenden! Halte aus, ich werde Dich bald besuchen. In der letzten Juliwoche sollte es möglich sein.
Ich werde einige Tage bleiben, und ich will sie mit Dir verbringen.
Ich möchte auch Frl. Jansen sprechen, die ja nicht allein Deine Gouvernante zu sein scheint. Marie, so sehr sie mich auch verwirren, akzeptiere ich doch Deine Gefühle für diese Frau. Ich danke Dir für Deine Offenheit, auch was Deine Unarten betrifft. Du hast Recht: Ich werde ein ernstes Wort mit Dir sprechen. Fräulein Leichtfuß, so geht es nicht! Du darfst doch nicht solchen Unfug treiben, Dich so in Gefahr begeben. Warte nur, bis Du vor mir stehst. Ich glaube, dass mein Mädel einen Denkzettel nötig hat. Wir klären diese Angelegenheit in drei Wochen! Bis dahin umarme ich Dich, mein süßes Lausemädchen. Vergiss nie, wie sehr ich Dich liebe.
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