Marie im Chaos der Gefühle

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Marie im Chaos der Gefühle

Marie im Chaos der Gefühle

Andreas

„Mein geliebter Fritz

Mit wehmütigen Gefühlen sitze ich am Schreibtisch. Auf meinem Stuhl liegt ein dickes, weiches Kissen. Du kannst Dir sicher denken weshalb. Schrieb ich Dir nicht, dass Fräulein Jansen beabsichtigt, mich der birkenen Liese vorzustellen? Nun, sie hat es getan! Arg gewütet hat das Lieschen, noch dazu auf meiner bloßen Haut. Denk ich nur daran, werde ich rot. Du ahnst nicht, wie sehr ich mich schäme. In meinem Alter sollte eine derartige Strafe doch nicht mehr nötig sein!
Mein Gewisser ist immer noch sehr empfindlich. Könntest Du ihn jetzt sehen, oh jemine, Du würdest ihn kaum wieder erkennen! Vor Liesens Visite war er unschuldig weiß – Nun sieht er aus, als hätte sich ein exzentrischer Maler auf ihm ausgetobt. Aber ich darf mich nicht beklagen, bin doch selbst schuld an dieser Misere. Ja, ich war ungezogen, sehr sogar! Ich habe Dir ja bereits gebeichtet, was ich so alles angestellt habe. Ich komme halt auf dumme Ideen, wenn Du so lange von mir bist. Jetzt hast Du guten Grund, um auf mich böse zu sein. Wir sind ja so gut wie verlobt. Bei Deinem baldigen Besuch wirst Du bestimmt unter vier Augen mit mir sprechen wollen?!
Brav will ich jede Strafe annehmen, die Du diktieren magst! Mein Popo wird bis dahin genesen sein.
Ich erwarte Dich voller Sehnsucht.

Dein unartiger Schatz, Marie“

Marie steckte den Brief in einen parfümierten Umschlag. Flink ließ sie ihre Zungenspitze über die Klebefläche des Kuverts gleiten. Die junge Frau genoss das befreiende Gefühl, sich alles von der Seele geschrieben zu haben. Marie Juliane von Erlbach legte einen Eid ab: Nie würde sie jene belügen, die ihr wertvoll sind. Weder Friedrich Falkmann noch Dora Jansen. Beide sollten voneinander erfahren und dazu wissen, dass sie diese zwei Menschen gleichsam liebte. Fritz war mittlerweile im Bilde, wenngleich seine Reaktion auf den Brief noch ausstand.

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