Marie kommt in die Bredouille

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Marie kommt in die Bredouille

Marie kommt in die Bredouille

Andreas

Es war Ende April und alles beim alten. Maries Freiraum war durch die Gouvernante erheblich eingeschränkt. Bald würde Fritz eintreffen. Sie hatten alles verabredet. Sie wusste wann und wo er absteigen würde. Es schien alles so einfach, wenn sie nur die olle Jansen los bekäme. Tagsüber war das unmöglich. Morgens gab es Unterricht in Sachen Etikette, eines der Lieblingsthemen der Gouvernante. Mittags aßen sie zusammen und danach erteilte sie Marie Klavierunterricht. Es blieb also nur die Nacht um zu entkommen. Maries Plan war recht simpel. Sobald im ganzen Haus Ruhe einkehrt, würde sie sich davonschleichen. Fritz würde im nahen Wäldchen auf sie warten und sie dann zu seiner Unterkunft bringen. Diese war nur knapp zwei Kilometer entfernt, was einem nächtlichen Spaziergang nicht im Wege stand.

Der Tag, an dem das Abenteuer stattfinden sollte, erschien Marie endlos lange. Vormittags quälte Fräulein Jansen das lebenslustige Mädel mit den Schriften des Freiherrn von Knigge. Marie rutschte unruhig auf dem Stuhl, während die Gouvernante das richtige Benehmen bei Tisch erörterte. Sie warf Marie mahnende Blicke zu, die das Mädchen ignorierte. Die Gouvernante hatte bei Marie längst einen eklatanten Mangel an Standesbewusstsein erkannt. Sie war wild entschlossen dem bildhübschen Mädchen bessere Manieren beizubringen, notfalls auch mittels drastischer Maßnahmen. Marie ahnte nichts von alledem, ihre Gedanken waren bei Fritz, der nun schon in der Pension sein musste. Sie konnte gerade noch ein gelangweiltes Gähnen unterdrücken, als das Fräulein erneut auf die richtige Besteckauswahl zu sprechen kam. Die Gouvernante missbilligte Maries Verhalten: dieses ständige Gezappel mit den Beinen während des Unterrichts war einer jungen Dame unwürdig!

„Marie, ich bitte Dich ruhig und gerade zu sitzen! Du hampelst auf dem Stuhl herum, als brenne es unter ihm. Hör auf damit, es schickt sich nicht für ein junges Fräulein!“

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