Mit schmallippigem Lächeln liess Tina Marie-Lous XL-Schürze sowie die passende weisse Hose unter einem grossen Wäscheberg verschwinden.
Marie-Lou kaufte sich gegenüber der Bäckerei, in der sie arbeitet, eine Fertigpizza und nahm den kürzesten Weg zu ihrer bescheidenen, aber hübschen Zweiraumwohnung im 4. Stock eines Hauses, das auch schon bessere Tage gesehen hatte. Das Haus lag wenigstens zentral; fünf Minuten zum Bahnhof waren ein Luxus, um den sich Viele rissen. Marie-Lou hatte hundert Mitbewerber ausstechen müssen und fragte sich noch immer, wieso die alte Vermieterin sich ausgerechnet für sie entschieden hatte.
Sie duschte sich ausgiebig und freute sich auf ihre Pizza, die bereits im Ofen schmorte. Bald nach dem Abendessen stieg sie erschöpft in ihr Bett, wo sie rasch einschlief. Marie-Lou träumte von Brötchen, Brötchen und Brötchen.
Marie-Lou atmete tief durch, lüftete ihre Wohnung und machte sich auf den Weg zur Bäckerei.
Tina war als Einzige schon da. Marie-Lou grüsste zurückhaltend, betrat die Garderobe und tastete müde nach ihrem Spind, den man noch nicht einmal abschliessen konnte. Hing da wirklich ihre Schürze? Sie war nicht angeschrieben, aber Marie-Lou hätte wetten können, dass die von gestern Abend einen dunkleren Weisston aufgewiesen hatte. Sie zwängte sich in ihre Hose und brachte den obersten Knopf nicht zu. „Ist was?“, flötete Tina, als könnte sie Gedanken lesen. Marie-Lou antwortete nicht und knöpfte die Schürze über ihrer Brust. Die Knopflöcher spannten. So würde sie sich niemals bücken können, sie würde noch nicht einmal in der Lage sein, einen Sack voller Mehl von A nach B zu tragen. Sie wagte kaum zu atmen, und das Peinlichste, was ihr wohl passieren konnte, waren platzende Knöpfe im Kundenraum. „Komm endlich“, forderte Tina sie auf.
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