Marie macht ganz Wien verrückt

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Marie macht ganz Wien verrückt

Marie macht ganz Wien verrückt

Andreas

Dora drückte sie fester an sich, zog dabei aber Maries Rocksaum nach unten. Die Unaussprechlichen ihres Mädchens sollte kein Schaffner zu Gesicht bekommen, jedenfalls nicht in diesem Augenblick.
Ein junger Mann betrat das Abteil, der den Damen anzeigte, dass der Zug in wenigen Minuten im Wiener Bahnhof einfahren sollte. Der schmucke Bursche nahm sich des Gepäcks an, das er vorsichtig aus der Kofferablage wuchtete. Er zwinkerte Marie zu, ohne dass Dora etwas davon mitbekam. Der junge Bahnbedienstete war nicht älter als Mitte der Zwanzig, befand sich also in Maries wirklichem Alter. Doch auch er fiel Maries Verkleidung zum Opfer, glaubte glatt, einen kessen Backfisch vor sich zu haben. Als er die Koffer aus dem engen Abteil trug, bückte sich Marie rein zufällig. Natürlich so, dass sie ihn mit dem Po leicht berührte. Zu ihrem Glück hatte es Dora nicht gesehen. Der junge Mann grinste, als sich Marie – scheinbar erschrocken – von ihm wegdrehte. Sie spürte die Ausbuchtung, die den starken Eindruck bestätigte, den sie bei ihm hinterließ. <Was war das für ein herziges Madel!>, sinnierte der überraschte Schaffner. Maries zartes Popo Küsschen rettete seinen anstrengenden Tag.

Als die beiden Damen später auf dem Vorplatz standen, winkte Dora eine Droschke heran. Anfang der Zwanziger-Jahre gab es schon motorisierte Taxen, aber Dora entschied sich für eine klassische Fahrt mit dem Fiaker. Der Kutscher war ein älterer Mann, dessen schlohweißes Haar auf dem Kragen seiner Uniformjacke auflag. Auf dem kantigen Schädel saß ein schwarzer Zylinder, den er zur Begrüßung seiner Fahrgäste absetzte. Er stellte sich als der Franz vor, hielt den Damen höflich den Schlag auf. Dora stieg als erste ein, dann nachdem sie sich gesetzt hatte, kam Marie an die Reihe. Auch ihr reichte Franz die Hand, um dem Mädchen das Einsteigen zu erleichtern. Der betagte Wiener hatte schon manches hübsche Madel kutschiert, jedoch noch nie eine derartige Augenweide. Maries halbkurzes Matrosenkleid offenbarte ohnehin mehr, als es zu bedecken vermochte. Franz‘ blauen Augen entging nichts. Holder Weiblichkeit dieser Güte konnte er sich nur schwerlich entziehen.

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