Sie erinnerte sich nur allzu gut, wie sie wegen Roman das Birkenlieschen kennenlernte. Diese Zeit schien ewig weit weg zu sein. Damals war Marie ein junges, naives Mädchen, das eine Gouvernante nötig hatte. Marie nickte Roman zu, um dann ihren Weg zu gehen. Der Pole sah ihr lange nach, als vermisse er etwas. Der gutaussehende Mann wusste, dass Marie zu den besonderen Frauen gehörte. Das eine erotische Abenteuer, das sie ihm einst gewährte, würde er nie vergessen. Marie lüftete im Pferdestall ihre Röcke, überließ Roman ihre hintere Pforte. Später gestand sie es Dora, die ihrer Pflicht als Maries Gouvernante umgehend nachkam. Marie lächelte, als sie an den Popovoll dachte, den ihr die Ältere im Waschhäuschen applizierte. Marie spürte ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit. Sie brauchte keine Erzieherin mehr, die ihr bessere Manieren beibrachte. Während Marie über Dora nachdachte, nahm sie ein Geräusch wahr. Es kam aus eben jenem Waschhaus, das seit Jahren nicht mehr genutzt wurde. Marie hörte ein Poltern, als ob jemand darin herum stöberte. Von Neugier getrieben, öffnete sie die schwergängige Türe. Marie staunte, als sie den Eindringling wahrnahm. Es handelte sich um ein junges Mädchen, das in einer der Holztruhen herumwühlte. Die höchstens 18-jährige Frau rutschte auf den Knien, während ihr Kopf in der Wäschekiste steckte. Ihre Kleidung war schmutzig und Maries Nase verriet ihr, dass das Mädel schon lange keine Seife mehr gesehen hatte.
„Oha! Was hast du denn hier drinnen zu treiben?“ Maries warme Stimme nahm eine entschiedene Klangfarbe an. Die Ertappte erschrak zutiefst, wobei sie sich beinahe den Kopf stieß. „Ich…wollte nur…etwas zu essen…Entschuldigen sie, ich werde gleich wieder gehen…“ Das Mädchen erhob sich, um an Marie vorbeizukommen. Die Tochter des Hausherrn stellte sich dem Eindringling in den Weg.
Marie lächelte. „Zu Essen wirst du hier nichts finden!
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