Marie packte noch Strümpfe, Strumpfhalter und Schuhe dazu, um sie dann in das Badezimmer zu bringen. Dort hockte Eleonora in der schaumgefüllten Badewanne, während Paula ihren Rücken abschrubbte. Marie fiel ein Blitzen in den dunkelbraunen Augen des Mädchens auf. Marie ahnte, dass Eleonora einen starken Willen besaß, auch wenn sie dieses Gefühl nicht benennen konnte. Marie legte die Kleidung auf einem Stuhl ab, um sich dann zurückzuziehen. Sie wartete im Freien, wo sie auf ihrer bevorzugten Bank in der Abendsonne saß. Marie fragte sich, was wohl Elenoras Geheimnis sein konnte? Während sie die Stille genoss, öffnete sich die Haustüre.
Elenora war kaum wieder zu erkennen. Maries frühere Kleider standen ihr hervorragend zu Gesicht. Marie sah erst jetzt, was für ein hübsches Mädchen unter all dem Schmutz verborgen war. Eleonora setzte sich neben Marie. „Kann ich auch eine haben?“ Marie wusste im ersten Moment nicht, was das Mädchen meinte. „Was willst du haben?“ Als Marie die Frage stellte, wurde ihr klar, dass die junge Frau eine Zigarette im Sinn hatte. Marie zog an der Zigarettenspitze, in der eine filterlose Salem-Gold steckte. „Kann ich auch eine Zigarette haben?“ Marie ärgerte sich! Hatte sie dem unbekannten Mädchen nicht gerade aus der Klemme geholfen? Elenoras Wunsch nach Nikotin kam bei Marie nicht so gut an. „Ich finde, dass du zu jung zum Rauchen bist! Ich werde dir also keine Zigaretten geben können!“ Elenora sagte zwar nichts, aber Marie spürte, dass ihr diese Absage nicht passte. Marie lenkte das Gespräch auf Elenoras Abschied aus dem Waisenhaus. Sie erfuhr, dass das Mädel ziellos durch das Land streunte, seit sie keinen festen Wohnsitz mehr vorweisen konnte. Eleonora stahl Obst von den Bauern, verdingte sich als Erntehelferin und konnte von Glück reden, dass ihr bis jetzt kein größeres Unglück geschah. Marie sprach mit ihren Eltern, um sie um ihre Hilfe zu bitten.
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.