Ostpreußen war nun aber auch stark von der Regierung zu Weimar abhängig. Diesen Umstand lasteten viele den Polen an, die nun als Konkurrenten galten. Marie seufzte. Sie liebte ihre Heimat, sah sich selbst aber als weltoffenen Menschen. In Ostpreußen gab es viele konservativ denkende Menschen, die der polnischen Bevölkerung feindlich gesinnt gegenüber standen. Wobei sich auf beiden Seiten Extremisten fanden, die mit schäbigen Hassparolen agierten. Dazu kam die allgemeine schlechte Wirtschaftslage. Marie wusste, dass selbst ihr Papa zu kämpfen hatte. Der einzige Lichtblick neben Elles Auftauchen weilte in Bremen. Dora hatte geschrieben, dass es noch zwei Wochen dauern konnte, ehe sie sich loseisen konnte. Marie sehnte sich nach ihrer älteren Geliebten, die sie gerne an ihrer Seite gehabt hätte. Sie dachte auch an Fritz, den sie seit langem nicht mehr gesehen hatte. Wie es ihm wohl ging? Marie beschloss, dass sie ihm schreiben wollte! Sie war neugierig, ob er noch mit Dunja liiert war. Marie wollte es bald herausfinden. So setzte sie einen Brief auf, indem sie sich nach Friedrichs Befinden erkundigte. Marie ließ das Schreiben gleich zur nächste Poststation bringen. Sie hegte die Hoffnung, bald von Friedrich zu hören. Marie sehnte sich nach einem richtigen Mann! Sie war gespannt, ob Fritz reagieren würde. In den nächsten Wochen sollte sich dies dann hoffentlich bewahrheiten. Bis dahin musste Marie Geduld üben. Es blieben ihr nur die schönen Bilder, die sie in ihrem Gedächtnis gespeichert hatte. Maries früherer Bräutigam übte noch immer einen großen Reiz aus. Marie steckte sich eine Zigarette an. Ihre Nervosität wuchs, je intensiver sie über Fritz Falkmann nachdachte.
Hätte sie diesen offenen Brief überhaupt schreiben sollen? Marie konnte es nicht mehr rückgängig machen. Sie blickte erneut aus dem Fenster, das ihr die unendliche Weite des Landes zeigte.
Marie und das Waisenmädchen
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