Marie und die Künstlerin

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Marie und die Künstlerin

Marie und die Künstlerin

Andreas

Marie zog eine kleine Schnute, stieg aber wieder brav in ihr Unterhöschen. Aglaia merkte, dass Dora noch immer ihre Mädchen im Griff hatte. Ob das auch für sie selbst galt? Aglaia lächelte vergnügt. Dora spürte immer deutlicher, dass sie eine hohe Verantwortung übernommen hatte. Marie Juliane war zwar nun bereits 22 Jahre alt, benahm sich aber nicht immer diesem Alter entsprechend. Dora liebte die fleischlichen Freuden, wegen derer sie auch nach Berlin gereist war. Es sollte aber alles zu seiner Zeit geschehen. Es waren extreme Zeiten, was auch an dem Vertrag von Versailles lag. Das Deutsche Reich lag am Boden und es fiel dem gefallenen Riesen schwer, wieder aufzustehen. Dora wollte Marie trotzdem die Hauptstadt vorstellen. Marie war eine junge Frau, die in schwieriger Zeit bestehen musste. Sie erkannte, dass sie nicht zur Hausfrau taugte, woran Dora nicht unschuldig war. Sie eröffnete Marie Möglichkeiten, die für Frauen nicht vorgesehen waren. Dora war sich ihrer Verantwortung bewusst und sie musste einen goldenen Mittelweg finden. Aglaia war ihr eine vernünftige Verbündete. Die Malerin hielt sich zurück, was die Ausschweifungen in den Varietés betraf. Aglaia verzichtete auch auf die Kontakte zu der kokainaffinen Kunstszene, die sie mitunter pflegte. Dora erklärte ihrem ehemaligen Mädchen, was sie erwartete: „Marie ist ein Sonnenschein, Aglaia. Wir können in deinem Zuhause spielen, aber wir sollten auf sie achtgeben! Marie ist so unbefangen, darüber hinaus furchtbar neugierig. Ich will nicht, dass sie zu lasterhaftem Tun verführt wird. Wir sollten auf unser ostpreußisches Mädel aufpassen!“ Aglaia verstand, was Dora damit sagen wollte. Sie legte ihre Hand auf Maries Arm, um das aufgewühlte Mädchen ein bisschen zu beruhigen.

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