In einem wahrhaft ausladenden Salon empfing Lydia ihren Besuch. Nachdem Aglaia die Damen miteinander bekannt gemacht hatte, kam Lydia schnell auf eine bestimmte Vorliebe zu sprechen. Sie wandte sich an Dora, was diese kaum wunderte. „Ich hörte, dass sie sich mit der strengen Erziehung junger Damen auskennen. Ich finde dieses Thema sehr interessant. Heutzutage ist gutes Benehmen ja fast schon eine Seltenheit geworden. Das liegt sicherlich daran, dass man den jungen Dingern viel zu viel durchgehen lässt…“
Dora lächelte. „Oh ja, da bin ich ganz ihrer Meinung! Ich musste erst kürzlich energisch durchgreifen, weil sich meine junge Begleiterin einfach nicht benehmen wollte. Marie soll es ihnen am besten selbst erzählen…“ Maries Gesicht wechselte die Farbe, als Dora dieses Geständnis von ihr verlangte.
Es reizte sie zwar, aber es war ihr auch unangenehm. Doras Blick brachte Marie dazu, ihr beharrliches Schweigen zu brechen. „Nun…auf der Hinfahrt…im Zug…musste mich…Fräulein Jansen…“ Lydia schmolz dahin. Maries Herumdrucksen erregte die herbe Schöne. „…du kannst es ruhig sagen, Marie! Wir sind doch unter uns, nicht wahr?“ Dora und Aglaia nickten, so dass Marie den Ball geschickt auffangen konnte. „…es ist ja so schrecklich peinlich, gnädige Frau…ich war…unartig…und da musste mir Fräulein Jansen…den…oh Gott…meinen…Popo versohlen…“ Maries Schluchzen war unübertrefflich, wie sogar die erfahrene Mimin eingestehen musste. Lydia erregte sich an dem Bild, das vor ihrem geistigen Auge entstand. Dora spürte, dass sich eine aufregende Geschichte anbahnte.
„Zeig unserer Gastgeberin deine Erziehungsfläche, Marie! Es gibt doch gewiss noch Spuren zu sehen.“ Marie keuchte. Was Dora da verlangte, erschien ihr als überaus aufregend. Marie erhob sich.
Marie und die Künstlerin
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Marie und die Künstlerin
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