Marie will frei sein

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Marie will frei sein

Marie will frei sein

Andreas

Das Treffen auf dem Landsitz blieb nicht ohne Folgen. Gero bekräftigte wortreich seine Absicht, die umstürzlerischen Pläne seiner Gäste, ohne Wenn und Aber zu unterstützen. „Es ist mir egal, ob du meine Ansichten teilst oder ob du sie ablehnst, liebe Marie! Ich glaube nicht an den Parlamentarismus, dessen Existenz wir den Schandvertrag von Versailles verdanken. Der Zerstörer des Kaiserreichs lauerte im Innern und es ist an der Zeit, die Fehler der Vergangenheit auszumerzen.“ Marie erschrak. Geros Worte klangen nicht nur hart, sie entbehrten auch jeglicher Empathie. Ihre Gefühle wurden zum wiederholten Male verletzt und Marie spürte, dass sie diesen erneuten Schmerz nicht länger ignorieren konnte. Sie dachte an Charlotta Braunwarth. Die Witwe eines Zeitungsverlegers nahm an Geros konspirativer Gesprächsrunde teil. Im Gegensatz zu General Kiesäcker und Alwin Schroth hegte sie allerdings andere Pläne. Charlotta verriet Marie, dass sie eine Reportage über gewisse Kräfte plane. Gero gehörte dieser Seilschaft an, welche an einer Wiederaufrüstung der Reichswehr großes Interesse zu haben schien. Marie interessierte sich nicht sonderlich für Politik. Sie genoss jedoch die Freiheiten, die ihr die Republik ermöglichte. Marie weinte der Enge des Kaiserreichs keine Träne nach. Sie verstand nicht, weshalb Gero dorthin zurückwollte. Sie fixierte ihn mit einer Stärke, die Gero von Kottwitz nicht erwartet hatte. „Es fällt mir nicht leicht, Gero, aber ich möchte dich nicht belügen. Ich brauche etwas Abstand, damit ich mir über unsere Zukunft klarwerden kann. Du bist mit wichtigen Dingen beschäftigt, bei denen ich dich nicht unterstützen kann. Ich denke, es ist besser, wenn wir uns für eine Weile nicht mehr sehen.“ Gero wirkte enttäuscht, aber sein Stolz verbat ihm, Marie zum Bleiben zu bewegen. „Tu was du nicht lassen kannst! Du kannst dich bei mir melden, wenn du zu einem Entschluss gekommen bist.

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