Der Endfünfziger tippte sich ungeduldig auf den rechten Oberschenkel seiner leicht auseinander gestellten Beine. Marie sah ihren Papa unglücklich an, um sich dann gemächlich über sein Knie zu beugen. In diesem Moment ging die Türe auf. Maries Mama kam zurück. Sie erklärte:
„Franz, ich möchte zusehen, wie du Marie ihre Strafe gibst! Ich bin dermaßen über ihr Verhalten empört, dass ich zugegen sein will, wenn du diesem Fratzen verdientermaßen den Popo vollhaust!“
Marie klingelten die Ohren. So bös hatte sich Mama noch nie über sie geäußert! Womöglich lag es doch auch an Maries frecher Pagenfrisur, dass die Mama so scharf darauf war, ihrem ersten Povoll von väterlicher Hand beizuwohnen. Marie rückte sich wortlos auf Papis Schoß zurecht, während der sich mit ihrer Mutter unterhielt: „Na gut, dann schau halt zu! Marie darf sich ruhig schämen, nachdem sie so etwas Unschickliches angestellt hat. Ich sage dir aber gleich, dass ich sie tüchtig verhauen werde. Nicht dass du mir nachher ins Handwerk pfuscht, weil du meinst, dass ich zu streng mit ihr wäre!“ Die gepflegte Dame lächelte etwas bösartig, als sie antwortete: „Versohle sie tüchtig!“
Marie spürte ein schleichendes, stetig zunehmendes Unbehagen. Dass sich ihre Eltern hinsichtlich dieser Erziehungsmaßnahme so einig waren, verunsicherte sie dann doch. Zumal Franz von Erlbach nach ihrem Kleidersaum griff, den er mit seinen Händen in die Höhe hob. Frau von Erlbach lehnte sich bequem auf der Chaiselongue zurück, während das Spitzenhöschen ihrer großen Tochter zum Vorschein kam. Die Mama schmunzelte, als sie die hektischen Bewegungen von Maries Sitzgelegenheit beobachtete. Bertha von Erlbach dachte an ihre eigenen Backfischtage, in denen sie selbst überm Schoß ihrer Mutter lag. Ihr Vater interessierte sich nicht für die Erziehung seiner drei Töchter, die er gern seiner Frau überließ. Bertha war die Mittlere, noch dazu mit einem heißblütigen Temperament gesegnete.
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