Maries Dilemma

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Maries Dilemma

Maries Dilemma

Andreas

Maries Gedanken wirbelten wirr durcheinander. Im Salon reichte einer der Diener Sektgläser, die er mit Eleganz auf einem silbernen Tablett jonglierte. Als alle Anwesenden versorgt waren, hob Gero sein Glas. „Ich möchte einen Toast ausbringen. Trinken wir auf die Rückkehr des Kaisers und auf ein rasches Ende dieser unseligen Republik. Nur die Monarchie kann uns aus dem Chaos führen, das diese Plaudertaschen im Reichstag verursacht haben. Lasst uns dafür kämpfen!“ Alle hoben ihre Gläser, wobei Marie auffiel, dass Alwin Schroth am zögerlichsten agierte. Er gehörte zu denjenigen, die dem Kaiser Vaterlandsflucht vorwarfen und sein Leben im holländischen Exil kritisierten. „Ich schließe mich deinem frommen Wunsch an, Gero, aber ich bin mir nicht sicher, ob Wilhelm Zwo überhaupt zurückkommen will!“ Der General erhob Einspruch. Gero beruhigte die Gemüter, indem er Sekt nachschenken ließ. „Im Grunde haben wir doch alle dieselben Ziele. Lasst uns an einem Strang ziehen!“ Marie erinnerte sich an ein Gespräch mit Gero, das sich um seinen Vater drehte. Der alte Herr unterhielt sich mit Freunden über den in Festungshaft sitzenden Hitler. Geros Papa hielt nicht viel von dem Gefreiten, zog ihn jedoch deutlich den Sozialisten und Kommunisten vor. Gero waren die Wirtshausprügeleien zuwider, die er als Rangeleien unter Proletariern abtat. Daran dachte Marie, als sie Alwin beobachtete. Er lächelte ihr zu, während er nun mit dem General anstieß. „Gero hat Recht. Im Grunde sind wir uns einig, was die Zielsetzung angeht. Ich trinke auf unsere deutsche Heimat.“ Marie ließ ihr Sektglas an Agathas klirren. Sie war gespannt, was die Verlegerin im Schilde führte. Marie glaubte ihren Worten, obwohl kleine Restzweifel an ihr nagten. Agathas offenes Lächeln beruhigte sie ein wenig. Gegen Ende des Treffens bat General Kiesäcker um großzügige Spenden, die er für dringend notwendige militärische Manöver einsetzen wollte.

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