Während Marie Geros Handfläche auf ihrem Po spürte, fühlte der junge Mann sich bemüßigt, ihr seine Sichtweise dazulegen. Marie erkannte immer mehr, dass ihr Liebster die Demokratie aus tiefster Überzeugung ablehnte. Marie vergoss bittere Tränen, da sie Geros Gedanken nicht folgen konnte. Sie suchte Rat bei Dora, ihrer engsten Vertrauten. Maries frühere Gouvernante schlug ihr vor, Gero zu beobachten und dann ihre Schlüsse aus seinem Verhalten zu ziehen. Marie sah, wie Geros Besucher das Haus betraten. Neben dem General erkannte sie einen Studienfreund von Gero. Alwin Schroths Wange zierte ein breiter Schmiss, der ihn an seine Verbindungstage in Weimar erinnerte. Den Dritten im Bunde konnte Marie nicht zuordnen. Es handelte sich um einen 40-jährigen Mann in einem gestreiften Anzug. Marie glättete ihr Kleid. Gero erwartete sie bereits im Salon, wo er seine Gäste empfangen wollte. Marie war gespannt, ob sie Licht in das Dunkel bringen konnte, das ihr Gemüt seit Tagen belastete. Sie dachte an das Gespräch mit Dora, welches sich um Geros politische Ansichten drehte. Marie zweifelte an seiner Integrität, nachdem Gero abfällige Bemerkungen über die Demokratie machte. „Darf ich ihnen Fräulein von Erlbach vorstellen?“ Geros dunkle Stimme holte Marie in die Gegenwart zurück. Der General ließ es sich nicht nehmen, um als erster Maries Hand zu küssen. Dabei betrachtete er genüsslich Maries Körper, ehe ihn der Anstand dazu zwang, seinen Begleitern Platz zu machen. Der Herr im Stresemannanzug stellte sich als Rudolf Brandt vor. Er wirkte unscheinbar auf Marie, als könnte er ohne Probleme in einer Menschentraube verschwinden. Brandt trug sein schwarzes Haar gescheitelt, was ihm einen strengen Anstrich gab. Nach ihm verbeugte sich Geros Studienfreund Alwin. Marie fand ihn nicht gänzlich unsympathisch, obwohl seine Mimik Gefahr ausstrahlte. Seine blauen Augen verbargen etwas Bedrohliches, das tief in ihm schlummerte.
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.