Maries Dilemma

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Maries Dilemma

Maries Dilemma

Andreas

Man war sich einig, dass es die Verräter an der Heimatfront waren, die den Kaiser dazu zwangen, ins Exil zu gehen. Einzig Agatha Braunwarth schien Maries Not zu erkennen. Sie lenkte das ausufernde Gespräch auf eine Komödie, die sie neulich im Lichtspielhaus gesehen hatte. Der Film hieß “Die Finanzen des Großherzogs“ und der Regisseur war Friedrich Murnau, der bereits mit “Nosferatu – Phantom der Nacht“ erfolgreich war. „Der Film ist köstlich, liebe Marie. Sie sollten ihn sich unbedingt ansehen!“ Marie war froh, dass Agatha das Thema wechselte. Zudem hatte sie den Film bereits vorgemerkt, da sie einen der Schauspieler persönlich kannte. Max Schreck spielte eine Nebenrolle und Marie wusste von ihm, dass Murnau eine Komödie gedreht hatte. „Oh ja, ich werde mir den Film gewiss anschauen. Ich habe damals auf einer Matinee in Berlin “Nosferatu“ gesehen und Herrn Murnaus Werk hat mich sehr beeindruckt.“ „Das ist doch Nonsens. Ein Film über einen Blutsauger mit spitzen Ohren. Ich bitte sie, wertes Fräulein!“ General Kiesäcker verdrehte die Augen. Die Männer konnten anscheinend mit dem Thema nicht allzu viel anfangen. Gero lud den General, den Journalisten Brandt und seinen Studienfreund Alwin auf eine Zigarre ins Raucherzimmer ein. Als die Frauen alleine waren, legte Agatha ihre Hand auf Maries Knie. „Ich habe den Gruselfilm mit Herrn Schreck in der Hauptrolle auch sehr genossen. Er spielt auch in dem neuen Werk von Murnau mit. Er hat eine spezielle Ausstrahlung, die mich frösteln macht!“ Marie spürte Agathas Finger, die langsam, aber stetig ihr Bein hinaufwanderten. „Ich durfte ihn kennenlernen. Er ist fürwahr ein besonderer Mann.“ Marie erregte sich an Agathas Berührungen. „Verzeihen sie, Marie, aber darf ich sie etwas persönliches fragen?“ Maries Zunge hatte damit zu tun, die spröden Lippen zu benetzen. Ihr Mund fühlte sich trocken an und sie musste einen Schluck Selters zu sich nehmen.

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