Dora steckte dem Portier einen Geldschein zu. Dem langjährigen Hotelangestellten war nichts Menschliches fremd, weshalb er sich über die kleine Gruppe kaum wunderte. Es kam oft vor, dass sich Hotelgäste Besuch mitbrachten, der dann über Nacht im „Excelsior“ blieb. Im Grunde waren solche Verabredungen nicht gestattet, da die Besitzer um den guten Ruf des Nobelhotels fürchteten. Die Hotelangestellten hatten dafür Sorge zu tragen, dass derselbe nicht litt, indem sie etwaigen Ausschweifungen einen Riegel vorschoben. Der graumelierte Sechzigjährige erlag jedoch Doras Charme. Die kluge Gouvernante wusste genau, wie sie mit brenzligen Situationen umzugehen hatte.
Dora zerstreute seine Bedenken auf ihre eigene, pragmatische Weise. Sie lächelte nonchalant, während sie den guten Mann von der Unbedenklichkeit ihres Ansinnens überzeugte: „Ich möchte sie bitten, meinem Neffen und seiner Schwester eine Nachtlang Quartier zu gewähren. Ihre bisherige Unterkunft ist schlimm, entspricht überhaupt nicht dem Standard, den wir gewohnt sind. Die jungen Leute können unmöglich dort bleiben! Ich erstatte natürlich die entstehenden Mehrkosten, das ist gar keine Frage!“ Der Portier lächelte milde, ehe er den Geldschein in seiner Tasche verstaute. Er kannte die Gouvernante seit vielen Jahren, wusste um ihre unkonventionelle Lebensweise. Dora Jansen zählte zu der erlesenen Auswahl an Stammgästen des Wiener Hotels, denen selbst solche Wünsche nicht abgeschlagen wurden. Die souverän auftretende Dame verneinte, als der Mann von der Rezeption nachfragte, ob die Herrschaften zusätzliche Betten benötigten. Dunja errötete, ob seines wissenden Lächelns. Eine derart pikante Situation hatte das heißblütige Fräulein bisher noch nicht erleben dürfen. Marie grinste indessen, ahnte erotische Freuden. Das sinnliche Mädel freute sich auf diesen vielversprechenden Abend zu Viert.
Maries Hintertürchen
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Maries Hintertürchen
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