„Verzeih mir, Marie, aber das habe ich schon getan. Elle hat sich für uns entschieden, und das, bevor ich ihr den Hintern versohlt habe.“ Marie blieb der Mund offenstehen. Ihr Vater überraschte sie einmal mehr.
„Ich hoffe nicht, dass dieser Mistkerl ihr Gewalt angetan hat. Diesem Hauptmann Schroth traue ich einiges an Gemeinheiten zu!“ Franz legte seine Hand auf Maries Arm.
„Wir müssen vorsichtig sein, Marie! Dieser Hauptmann unterhält gefährliche Kontakte, die bis in Regierungskreise reichen, Denke an Geros Versammlung und die Umsturzfantasien, die dort geteilt wurden. Du weißt, dass ich ein Monarchist bin und den Kaiser gerne wieder auf seinem angestammten Platz sehen würde. Nach dem verlorenen Krieg sind diese Träume gestorben und ich denke, dass uns nichts anderes übrigbleibt, als diese fragile Demokratie zu schützen. Ich habe ein schlechtes Gefühl, wenn ich an Leute wie Hauptmann Schroth denke. Sie verfolgen Ideale, die ich niemals teilen werde.“ Maries Vater nippte an seinem Tee.
„Versprich mir, dass du vorsichtig bist! Pass auf, wem du dein Vertrauen schenkst, Marie.“
Sie konnte die Sorgen ihres Papas verstehen. Dies waren unsichere Zeiten, in denen alles möglich schien. Marie sehnte sich nach dem flüchtigen Rausch, den sie in der Hauptstadt fand.
Maries Eltern besaßen seit kurzem ein Telefon. Dieser Wählapparat ermöglichte es Marie, mit einer Freundin aus Berlin zu sprechen. Aglaias Haushalt gehörte zu der kleinen Anzahl, die ebenfalls über einen Telefon-Tischapparat verfügen konnten. Marie freute sich, als sie Aglaias Stimme vernahm. Sie schilderte ihr die Sehnsucht nach Abwechslung, die ihr Berlin gewiss bieten konnte. Aglaia lachte, als sie von Maries Sehnsucht hörte.
„Ich kann dich gut verstehen. Seit du und Dora mich verlassen habt, ist auch mir etwas langweilig geworden.
Maries Passion
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