Maries Rendezvous mit einem Vampir

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Maries Rendezvous mit einem Vampir

Maries Rendezvous mit einem Vampir

Andreas

Aglaia verkehrte in hochinteressanten Kreisen, zu denen auch die Filmbranche gehörte. Nachdem Dora den beiden Streithennen tüchtig eingeheizt hatte, vertrugen die Damen sich wieder. So lud Aglaia ihre Gäste zu einer Matinee ein, die aufgrund eines Filmes stattfand. Es handelte sich um den berüchtigten “Nosferatu“, den Friedrich Murnau erst vor kurzem auf die Leinwand gebracht hatte. Marie fröstelte, als Dora von dem Film berichtete. Sie hatte ihn schon gesehen, da sie zu den begeisterten Cineasten gehörte. Die morgendliche Veranstaltung fand in einem Hotel in der Nähe des Kudamms statt. Aglaia erzählte den Frauen, dass Max Schreck höchstpersönlich zugegen sein sollte. Marie fand den Herrn unheimlich, nachdem sie die Bilder des Films gesehen hatte. Der große, hagere Mann schien ihr wie die perfekte Verkörperung eines Vampirs, weswegen sie ihm lieber aus dem Weg gehen wollte. Das Schauermärchen reizte sie jedoch, so dass sie den Film unbedingt sehen musste. Es waren nur ausgewählte Gäste zugegen, als der Saal verdunkelt wurde. Marie kuschelte sich eng an Dora. Sie schauderte als Graf Orlok das erste Mal auf der Leinwand auftauchte. Max Schrecks Maske wirkte so real wie entsetzlich. Die spitzen Ohren konnten einer Fledermaus gehören, während die Schneidezähne zu einem Nagetier passten. Der hoch gewachsene Mann bewegte sich insektengleich, was Marie Schauer über den Rücken jagte. Der Graf verkörperte aber auch eine leise Melancholie, die Marie tief berührte. Zum Ende des Films weinte sie vor Rührung. Ellen opferte sich, indem sie den Vampir bis zum Morgengrauen bei sich hielt. Orlok zerfiel zu Staub, als der Hahn krähte. Ellen starb, aber sie konnte durch Nosferatus Ende die Pest besiegen, die jener über die Stadt gebracht hatte. Dora küsste ihr Mädchen, deren Empathie sie so anrührend fand. Als das Licht wieder anging, erzählte Aglaia den Damen, dass Max Schreck ein begeisterter Fotograf sei, der besonders gerne Aktaufnahmen machte.

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