Marie war heilfroh, als sie ihn erkannte. Er hielt Wort, hatte sie nicht im Stich gelassen. Er kam ihr mit schnellen Schritten entgegen. Marie atmete schwer, stützte ihre Hände auf den Oberschenkeln ab. Frische, kühle Luft strömte in ihre Lunge. Das erschöpfte Mädchen sog sie dankbar ein. Dann war Fritz bei ihr. Wortlos hob er sie sanft empor, bettete sie auf starken Armen. Marie wähnte sich im Rausch, zu unwirklich war dies alles! Ihr Kopf lehnte sich an seine Schultern, während er sie trug. Fritz hatte bereits nach wenigen Metern sein Ziel erreicht! Marie konnte es kaum glauben, aber es war tatsächlich da! Auf der grob geschotterten Straße stand tatsächlich ein Automobil, ein weiß lackierter Mercedes Knight. Behutsam setzte Fritz das verdutzte Mädchen auf den Rücksitz des Wagens. Er lächelte sie an.
„Wir haben leider nicht so viel Zeit heute Nacht, Marie. Mit dem Automobil sind wir rasch in meiner Pension. Ich hoffe, dass Du meinen Fahrkünsten vertraust?“
Marie sah verträumt in den sternenklaren Nachthimmel. Sie fühlte sich beschwingt, als ob sie einen Schwips hätte. Fritz zuzwinkernd, entgegnete sie.
„Bis ans Ende der Welt kannst Du uns bringen! Ich will jede Sekunde mit Dir genießen, bis der Morgen kommt. Lass uns fahren, bevor jemand vorbei kommt.“
Fritz nickte. Neben dem Fahrersitz fand er die Anlasskurbel. Er steckte sie auf eine, eigens dafür vorgesehene, Öffnung im Kühlergrill. Er drehte die Kurbel mit kraftvollem Armschwung. Es brauchte ein paar Versuche, bis sich der Motor in Bewegung setzte. Fritz sprang sofort in den Wagen. Gefühlvoll trat er auf die Kupplung, um den Gang einzulegen. Der Fuß wechselte aufs Gaspedal, tippte darauf. Gemütlich knatternd setzte sich der Knight in Bewegung. Marie saß im Fond des Mercedes, fühlte sich fast wie ein Filmstar. Fritz fuhr mit großer Vorsicht auf der holprigen Landstraße. Das schwache Licht der Karbidlampen, das die Dunkelheit nur spärlich erhellte, zwang ihn dazu. Nach kurzer Fahrt erreichten sie die kleine Ortschaft. Die Gastwirtschaft `zum Goldenen Horn´ lag etwas abseits der Hauptstraße. Fritz stellte das Automobil vor dem alten Fachwerkhaus ab. Schnell stieg er aus um Marie die Tür zu öffnen. Es war weit nach 23 Uhr, und die Rezeption daher unbesetzt.
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