Wir konnten uns kaum mehr auf den Beinen halten. Das hatte nicht nur mit unseren Lustspielen auf der Bocciabahn zu tun. Der Alkohol trug das Seine dazu bei, dass wir nur noch torkelten, lachten und lallten. Genau darauf schien Professor Brenner gewartet zu haben, wie mir erst aus der Retrospektive bewusst wurde. „Ey, les copinnes“, rief er uns zu und tätschelte Marionnah auf den Hintern. Diese schien wirklich etwas zu finden an diesem Mann. War es sein Reichtum? Sein vornehmes Äusseres? Der Faun, der in ihm seine Teufelstänze trieb? „Je vais vous montrer mon atelier“, lud er uns ein. Marionnah fasste mich an der Hand und zog mich Richtung Villa. „Das dürfen wir uns nicht entgehen lassen“, flüsterte sie.
Mit überraschend schnellem Schritt ging der Anatomieprofessor neben uns her. Was seine Frau im Moment wohl gerade trieb? Bestimmt hatten sie sie mit Drogen gefügig gemacht. Nackt, auf allen Vieren, bewegte sie sich auf den rötlichen Fliesen einer geräumigen Küche, während die Männer rund um einen Eichentisch sassen und Bier tranken. Sie hatten die Szene unter Kontrolle. Sie würden sie erniedrigen bis zum Gehtnichtmehr, die kleine Nutte da am Boden, des Anatomieprofessors Weib. Wer auch immer dazu Lust hatte, befummelte ihre warme, feuchte Pflaume, und Julia hatte Gewissheit, dass die Bierpause nur dem Aufbau diente. Dem Aufbau, bevor sie sich wieder in ihr entluden, die Freunde ihres Mannes.
Professor Brenner führte uns in den Keller, und das hätte uns eine Warnung sein sollen. Männer tun in Kellern nichts Gutes, es sei denn, sie hätten dort eine Werkstatt eingerichtet um ihren Kindern Puppenstuben und Autos zusammenzubauen. Schon als die Tür hinter uns ins Schloss schnappte, wurde mir mulmig zumute.
Mir war schwindlig vom Alkohol; nur mit Mühe erreichte ich das Kellergeschoss. Marionnah erging es wohl ähnlich. Es war aber angenehm kühl da unten; die weissen Gewölbe über uns versetzten mir so etwas wie ein Flash.
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