Marionnahs Zeit

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Marionnahs Zeit

Marionnahs Zeit

Anita Isiris

Da gab die Fixation in der Wand hinter mir nach; mein rechtes Bein war frei! Ich stiess mich an der Wand ab. Egal wie sehr das schmerzte: Ich musste hier einfach loskommen. Lille Per war durch Marionnah abgelenkt, Professor Brenner war mausetot, die vier Kleinwüchsigen - oder was von ihnen übrig war - lag verstreut am Boden.

Die nächste Tür! Nackt, wie ich war, stürzte ich aus dem Raum. Hinter mir vernahm ich lustvolles Grunzen und Marionnahs korrespondierendes rhythmisches Stöhnen und Keuchen. Er hatte es geschafft, der kleine Kerl. Er vögelte Marionnah. Sollte er doch, das Arschloch!

Ich erinnerte mich sofort an den gespenstischen Korridor. Mit der „nächsten Tür“ konnte aber nur eine einzige gemeint sein: Es war die dicke Betontür eines Luftschutzkellers, die mit drei Metallhebeln versehen war. Die Tür war aber nur angelehnt. Vor Aufregung verliessen mich beinahe die Kräfte. Ich wollte einfach raus – egal, wer mich nackt antraf, egal, zu welchen Verhören ich beigezogen werden würde – ich wollte nur eins: LEBEN!

Dann griff eine eisige Hand an mein Herz. Ich betrat einen kleinen Raum, der spärlich beleuchtet war. Das erste, was mir auffiel, war ein flammend roter Schamhaarbusch. Die Labien selbst waren sorgfältig rasiert; die Vulva dicht behaart. Dieser Busch gehörte Rahels Mutter und Professor Brenners Gattin! Sie lag auf einem mit grüner Seide ausgelegten Bett und wirkte, als ob sie schliefe. Julia aber war tot. Was mich erstaunte, war, dass mir kein Verwesungsgeruch in die Nase stach. Die Leiche musste frisch sein. Ihr Haar war gekämmt, ihre Lippen waren geschminkt. Julias wundervoll geschwungenen Brüste wirkten frisch wie kleine Brötchen. Ich war zwischen Ekel und Faszination hin- und her gerissen. Dann sah ich den dicken Ordner. Ich blätterte mich durch Reihen von chemischen Formeln, Biochemie, von Succinatsemialdehyddehydrogenase war da die Rede, von Alkenen und Alkanen, und von Silikon.

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