Der Mönch machte keine Anstalten, sich zurückzuziehen, weshalb ich seufzend meinen Mantel ablegte, die Schuhe aus- und den Pullover über den Kopf zog und meine Bluse aufknöpfte. Was hätte ich denn sonst tun sollen? Ich war wie unter Hypnose, meine Hände nestelten mechanisch an den Rüschen. Der Mann im Türrahmen verfolgte jede meiner noch so kleinen Bewegungen, und so stand ich bald im Unterhemd vor ihm. «Das auch», forderte er mich auf und zeigte auf ein langes schwarzes Kleid, das auf dem Bett lag und das ich bisher noch gar nicht entdeckt hatte. So wurde der Mann meiner schweren Brüste gewahr; und er atmete heftig, war mir Furcht einjagte. Ich wusste ja um meine Wirkung auf Männer, hatte sie an den Dorffesten, beim Tanzen, erprobt und hatte den pulsierenden Schwanz meines Onkels in meinem Becken gespürt. Das hier aber war anders. Die Triebe des Mannes im Türrahmen waren schon fast physisch spürbar. Aus unerfindlichen Gründen, obwohl derart in die Enge getrieben, kitzelte mich der Teufel und ich machte mich an meiner leinenen Unterhose zu schaffen. «Die auch», fragte ich und zog sie mir über die Knie.
Der Mann im Türrahmen begann zu zittern. Magnetisiert blickte er auf meinen nackten Unterleib, der sich im Halbdunkel für ihn sehr schön und verführerisch ausnehmen musste. «Marisa…». Seine Stimme war zu einem heiseren Grunzen verkommen. «Wohlan, ein Gottgefallen», waren die Worte, die folgten. Er forderte mich auf, mich aufs Bett zu setzen, mit übereinander geschlagenen Beinen. «Behalten wir deine Sünde für uns», sagte er, vermutlich in Anspielung auf meine dicht behaarte Spalte. Ich war froh um dieses Haar, denn so blieb dem Gottesmann mein Innerstes, meine Liebesöffnung, noch eine Weile verborgen. So sass ich also splitternackt auf meinem Bett, in dieser abgeschiedenen Zelle, und niemand würde meine Schreie hören. Wieso ich meine Furcht überwand, vermochte ich nicht zu sagen. Ich wusste aus einem Brief, der mir von einer guten Freundin zugetragen worden war, dass Nonnen den Haushalt führten, die Schweine fütterten und Mönchskutten plätteten, während die männlichen Diener Gottes sich am Kamin wärmten, lasen, frassen und den ehrfürchtigen Frauen nach Lust und Laune unter den Rock griffen. Und Gott ein Wohlgefallen. Mich schauderte ob dem Gedanken, dass auch mein Leben sich künftig in diese Richtung wenden würde. Dienend, ehrfürchtig, flehend, mit einer vom religiösen Patriarchat vernichteten Frauenseele. Kein Papst der Welt würde sich meiner erbarmen, und es würden weiterhin tausende von Jahren vergehen, bis etwa den zahllosen Hexen, die im Mittelalter katholischen Feuern zum Opfer gefallen waren, die Absolution erteilt würde. Noch eher würde eine Neutronenbombe den Vatikan vernichten. Ich bin, wie gesagt, eine gebildete Frau und habe in die Zukunft weisende Phantasien, Visionen, wie es dereinst sein könnte. Frei von den Geisseln des Katholizismus, des Islam, des Judentums und des Hinduismus.
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