Marthas Versprechen

Fortsetzung von "Stummfilmzeit"

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Marthas Versprechen

Marthas Versprechen

Andreas

Sie hatte gebangt, unzählige schlaflose Nächte verbracht. Dunkle Stunden lagen hinter dem sonst so lebensfrohen Mädchen, die einzig und allein diesem Krieg geschuldet waren. Magda stieß einen erleichterten Schrei aus, als sie Williams Brief in den Händen hielt. Ihre Mutter erschrak zu Tode, hätte beinahe das Geschirr fallenlassen. Als sie in Marthas Zimmer stürmte, um die Tochter zu fragen, ob alles in Ordnung sei, fiel ihr das Mädchen um den Hals. Harriet Stone kamen die Tränen, als sie von Williams Heimkehr erfuhr. Sie mochte den jungen Mann, den sie längst als Marthas Zukünftigen akzeptiert hatte. Beide Frauen dankten Gott, dass Willi den Krieg unbeschadet überstanden hatte. Doch weder Martha noch ihre Mama ahnten, dass es sehr wohl Verletzungen gab. Sie waren nur nicht sichtbar, wogen aber ungleich schwerer. William gehörte zu den wenigen Überlebenden jener Generation junger Männer, von denen so viele kein hohes Alter erreichen durften. Willi litt unter seinem Glück.

Martha bemerkte diese Veränderungen erst nach einer gewissen Zeit. William wirkte so anders, schien nicht mehr derselbe Mann zu sein, den sie in Erinnerung hatte. Er freute sich über das Wiedersehen, küsste sein Mädchen auch gleich auf den Mund. Doch als Martha wissen wollte, wie es ihm in Frankreich erging, verbat er sich jegliche Nachfrage. William wollte nicht über die Frontlinie reden, die er im Schützengraben liegend, Tag und Nacht vor sich sah. Etliche seiner Kameraden fielen, erstickten am Gas oder sie verbluteten durch eine feindliche Kugel. Willi tat sich schwer, in den Alltag zurückzufinden. Er war deprimiert, saß oft nur stundenlang da, ohne ein Wort zu sprechen. Martha versuchte ihn aufzuheitern, aber es wollte ihr einfach nicht gelingen. Sie war ja noch immer das verspielte, bald 19jährige Mädchen, während aus Willi ein ernsthafter, junger Mann geworden war. Manchmal bekam sie schon Angst, weil sie glaubte, dass er sie nicht mehr lieben würde. In dieser traurigen Zeit fiel ihr das Versprechen ein. Martha erinnerte sich an diesen Abend, der so besonders war.

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