«Es ist nun Ostern», sagte der Kaplan, «und ich sehe eine Möglichkeit, Dich von Deiner unsäglichen Sünde zu befreien». Dem Sakristan, der aus den Nichts aufgetaucht war, machte er ein Zeichen. Mit einem kurzen Dialog hielt er die junge Magd auf, während der Sakristan mit zitternden Händen die Farben anmischte. Rot, grün, blau, gelb.
Dann geleitete der Kaplan die etwas unsicher gewordene Martina in einen Nebenraum, in dem, auf einem langen Tisch, der Sakristan Pinsel, Wasser und Farbtöpfchen verteilte. Mit einem Wink hiess der Kaplan den Sakristan, den Raum, in dem es nach Weihrauch duftete, zu verlassen. Gleichzeitig zwinkerte er dem jungen Mann zu. Im steinernen Korridor stellte sich der Sakristan auf einen geschnitzten Eichenholzstuhl und konnte durch eine schmale Lücke in der Mauer beobachten, was der Kaplan nun tat. Er hiess die Magd, ihren Oberkörper zu entblössen, was diese nach einigem Zögern tat. Der Kaplan konnte seine Augen kaum von der fülligen Pracht abwenden, und dann mischte er die Farben. Rot, grün, blau, gelb. Es ging nicht lange, da waren Martinas Brüste, ohnehin gottgegebene Kunstwerke, in leuchtende, schimmernde Ostereier verwandelt, in zwei Naturwunder, die ihresgleichen suchten. Bei allem Respekt vor Primeln, Osterglocken, Spargelstängeln und Pilzen, die im Wald doch so reichlich vorhanden waren. Martinas Ostereier überboten an mesmerisierender Schönheit alles, was die Heiligen an den Wänden, Jesus, die Apostel, die Verräter, jemals zu sehen bekommen hatten.
Der Kaplan wandte sich ab und erleichterte sich, während Martina, die Ostermagd, feuerrot anlief.
Aber sie wusste, dass die Sünde nun von ihren Schultern genommen war. Noch in der kommenden Nacht würde sie wieder, auf Zehenspitzen, Lukas’ Kabäuschen betreten, sich von ihm eine Geschichte erzählen und sich von ihm nehmen lassen, wieder und wieder, und schon jetzt war sie gespannt, welche Form der Absolution sich der Kaplan in Zukunft ausdenken würde.
Der Himmel draussen war strahlend blau, die Osterglocken blühten und die Primeln stiessen durch die Erddecke.
Und Gott ein Wohlgefallen.
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