Martina war keine von denen. Keine dieser Mägde, die sich wahllos unter jeden Ritter, jeden Burgherrn, jeden Stallknecht legten. Obwohl diesen Frauen zugute gehalten werden muss, dass sie sich keineswegs immer freiwillig nehmen liessen. Aber Mägden war es nun einmal beschieden, Blitzableiter zu sein, Sammelbecken männlicher Lüste, im wahrsten Sinne des Wortes. Martina aber war wählerisch. War eine Magd wählerisch, blieb ihr nur ein Weg: Sie musste sich so unauffällig wie möglich bewegen, jeder Schwenker des Hinterns konnte ein Schwenker zu viel sein, jeder Sonnenstrahl, der das brünette Haar zum Leuchten brachte, konnte in einer wilden Rammelei hinter dem Schweinekoben enden. Martina hatte ein weiteres Problem: Sie nannte enorme, wirklich enorme Brüste ihr Eigen, und es stellte sich niemand die Frage, wonach ausgehungerten, der Kälte ausgelieferten Knechten der Sinn stand, von Rittern und Burgherrn ganz zu schweigen.
Gar mancher Bastard wurde so geboren, im Heu oder im Wald, diskret, von der Öffentlichkeit unbemerkt. Dahinter stand oft das Schicksal, dass den weiblichen Angetrauten von adligem Geblüt keine Sohn-Geburt beschieden war. Entweder folgte Abort auf Abort, und wenn Leben geboren wurde, dann kamen Mädchen zur Welt, im 16. Jahrhundert manchem Ritter ein wahrer Greuel, denn das Erbe konnte nur durch männliche Nachfolger gesichert werden. Dann wurden eben die Mägde besprungen und die männlichen Babies den unglücklichen Burgherrinnen in die Arme gelegt. Stillen war kein Problem, dafür gab es Ammen. Den Burgherrinnen geziemte das Stillen ohnehin nicht – auch dann nicht, wenn sie einen Sohn zur Welt brachten.
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