Eine Stunde später, nachdem Masako sich noch von Klaus und Heda verabschiedet hatte, fuhren wir mit meinem Wagen nach Duisburg.
Wir beide schwiegen, doch als Masako plötzlich meine Hand ergriff, die ich auf dem Schaltknüppel liegen hatte und sich an die Lippen zog, wusste ich, dass es ihr genauso ging wie mir. Am nächsten Parkplatz hielt ich an und wir fielen uns in die Arme und küssten uns.
Wir lösten uns nur widerwillig voneinander, doch es half ja nichts, sie musste zurück zu ihrem Schiff und ihrer Reisegruppe, die sich sicher schon Sorgen machten.
Eine halbe Stunde später sahen wir das Schiff, ich konnte allerdings nicht bis vor die Gangway fahren, also liefen wir das letzte Stück Hand in Hand zu Fuß, nachdem ich den Wagen geparkt hatte.
Schon von weitem entdeckten uns ihre Mitreisenden, die uns vom Oberdeck fröhlich und aufgeregt plappernd zuwinkten. Einige lösten sich von der Gruppe und kamen uns wenig später entgegen gelaufen.
Ich hielt mich etwas zurück und beobachtete das fröhliche Begrüßungsritual. Doch dann wurde Masako wohl plötzlich bewusst, dass ich auch noch da war. Sie kam freudestrahlend auf mich zu und zog eine ebenso kleine Japanerin hinter sich her, die scheinbar etwas älter war als sie selber. „My Sister!“, sagte sie und zu meiner Überraschung fiel sie mir um den Hals und küsste mich.
Ihre Schwester machte große Augen, das konnte ich aus den Augenwinkeln sehen, aber ihr Gesicht verzog sich zu einem herzlichen Lächeln.
Masako ließ mich los und ich wandte mich zu ihrer Schwester, um ihr die Hand zu geben. Aber die verbeugte sich mehrfach vor mir und flüsterte ununterbrochen japanische Wörter. Also verbeugte ich mich auch. Es schien bei den Japanern nicht üblich zu sein, sich die Hand zu geben.
Für mich war es an der Zeit mich zu verabschieden, auch wenn mir das Herz brannte, so musste es sein. Doch ich hatte nicht mit Masakos Hartnäckigkeit gerechnet und mit den Japanern schlechthin.
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