Mittags aß ich eine Bratwurst an dem kleinen Kiosk und legte mich dann in die Sonne. Erst spät machte ich mich auf den Rückweg. An der Alten Dorfstraße, unweit meiner Ferienwohnung, sah ich plötzlich eine Frau, die im Schneidersitz auf dem Boden saß. Ein kleines Persönchen wie mir schien, schwarze, kurze Haare, ein beiges T-Shirt und eine geblümte, helle Hose, war alles was ich im Vorbeigehen registrierte. Ich wunderte mich noch, dass sie sich mit ihre Hose so auf den schmutzigen Fußweg setzte, aber was ging mich das an.
Doch dann machte mich ein Geräusch stutzig. Sie hatte ihre Arme auf die Knie gelegt und den Kopf obendrauf. Sie schluchzte!
Bestürzt blieb ich stehen, ich war etwas unschlüssig was ich tun sollte. Weinende Frauen machten mich immer etwas unsicher. Aber diese kleine Person brauchte meine Hilfe, da war ich sicher. „Hallo, kann ich ihnen helfen?“
Augenblicklich verstummte ihr Schluchzen, doch sie rührte sich immer noch nicht. Ich hockte mich vor ihr hin und berührte vorsichtig ihren Arm. „Was haben sie? Brauchen sie Hilfe?“, fragte ich erneut. Dort wo ich sie berührte, zuckte sie etwas zurück, sodass ich sie sofort wieder los ließ. Doch langsam hob sie etwas den Kopf. Anfangs konnte sie wohl gerade meine Fußspitzen sehen, doch dann schauten mich sehr traurige, große, dunkle Augen an.
>Eine echte Manga!<, schoss es mir durch den Kopf.
Der Anblick dieser kleinen Frau ging mir durch und durch. So viel Traurigkeit und Schmerz, hatte ich noch nie in einem Blick gesehen.
„Was ist passiert?“, fragte ich. Doch im selben Moment wurde mir bewusst, dass sie wohl kein Deutsch verstand. Also kramte ich die wenigen Brocken englisch zusammen, die ich konnte: „Can I help you?“
„Robbery!“, krächzte sie sehr leise.
„Du bist überfallen worden?“, konstatierte ich für mich.
„Robbery, Robbery!“, sagte sie erneut und zeigte in die Richtung, in der der Räuber wohl geflüchtet war.
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