Mindestens ein Dutzend gebrochene Nasen, eine nicht verifizierbare Zahl ausgeschlagener Zähne und Veilchen, zwei Kinnfrakturen, ein Schädel-Hirn-Trauma und eine ausgehängte Schulter. Das ist die vorläufige Bilanz der HEEL-PARADE. Die Polizei hat 10 Personen festgenommen, neun Strafuntersuchungen wegen schwerer Körperverletzung eröffnet und ermittelt in einem Fall wegen versuchter Tötung. Die Trucker-Bar „Gib ihm“ ist vorübergehend geschlossen worden. Der Wirt ist noch immer flüchtig. Dabei hat alles so harmlos begonnen. Schweini, Rüsselnase und Hammerklavier spielten wie jeden Abend Dart in der Bar vis-à-vis dem Städtischen Schlachthof. Ihre Achtundvierzigtönner, jeder ein schrill bemalter Brontosaurus der Landstrasse, standen mit noch warmen Motoren draussen und wiederkäuten mit genüsslichem Ächzen die Kilometertagesleistung. Schweini hatte sich zuerst darüber aufgeregt: Die Wurfpfeile blieben nicht stecken in der Dartscheibe; stattdessen prallten sie ab wie Pfannkuchen. – „Die Dinger sind nicht mehr scharf, die sind stumpf wie der Schlitz meiner Grossmutter“, lamentierte Schweini. „Wirt, bring neue Harpunen.“ – „Hab keine“, grummelte der Angesprochene. „Gibt’s doch nicht“, grölte Hammerklavier, und die wortkarge Rüsselnase warf zur Unterstreichung des Gesagten einen Barhocker Richtung Dartscheibe, der aber auch nicht stecken blieb und einfach in mehrere Teile zerbrach. Wegen des Krachs, den der jetzt unter ihrem Hintern fehlende Barhocker verursacht hatte, wachte Girlie, die Nutte, aus ihren ereignislosen Zweikommafünf-Promille-Träumen auf, hob den Kopf vom Tresen und sagte mit noch geschlossenen Augen: „Pimmel reinhängen 100 Euro, mit Extra nochmals 100. Klar Baby!“ Dann fiel Girlie zu Boden und entschwand wieder ins Zweikommafünf-Promille-Dreamland. Das Geklirre von Girlies unzähligen Arm- und Knöchelreifen erregte die Aufmerksamkeit von Schweini. „Halt, ich hab’s“, warf er in die Dart-Runde. Schweini zog Girlie grunzend die Highheels aus und brach die Metallic-Absätze ab als wär’s Zwieback. „So, das geht“, sagte Schweini und warf den ersten Heel. Er blieb stecken in der Dartscheibe. Die wortkarge Rüsselnase brach ganz ungewohnt ihr Schweigen und erst noch mit einem Fremdwort: „Genial!“ Hammerklavier warf den zweiten Heel. Auch er blieb stecken. Das Heelwerfen ging weiter und die Ruhe kehrte wieder ein in der „Gib ihm“-Bar. Sie dauerte aber nur so lange, bis Girlie an die Zehen fror und mit den Worten aufwachte: „Pimmel reinhängen 100 Euro, mit Extra nochmals 100. Klar Baby!“ Girlie klappte ihre Teppichfransen-Wimpern auseinander wie ein Nachtfalter seine Flügel und rastete mit Blick auf ihre nackten Füsse aus: „Welcher Perverse hat meine Schuhe geklaut. In mich sollt ihr euere Pimmel reinstecken, nicht in meine Latschen, ihr Konfirmanten-Schnösel.
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