Mauerblümchens Lusttaumel

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Mauerblümchens Lusttaumel

Mauerblümchens Lusttaumel

Anita Isiris

Und doch war Nina eine glückliche junge Frau. Je mehr sie zur Frau wurde, desto glücklicher wurde sie. Sie entdeckte allmählich sich selbst. Nina entdeckte ihren Luxuskörper, von dem keiner etwas ahnte. Das war ja auch kein Wunder. Unter Sackklamotten vermutet niemand Überraschungen. Dann fand Nina mitten auf dem Gehsteig, der zur Wohnung ihrer Familie führte, dieses nassgespritzte Handy. Genauer handelte es sich dabei um ein iPhone 6.0. Trotz Wasserspritzern – es regnete in Strömen – war das technische Wunderwerk in einwandfreiem Zustand und blinkte fröhlich vor sich hin. Nina, die keine Beziehung zu derartigen Geräten hatte, liess das Teil vor Schreck beinahe fallen. Dann erst realisierte sie, dass jemand anrief. Das Gerät gab aber nicht etwa einen Klingelton von sich, sondern vibrierte heftig in Ninas Händen. Sie umklammerte das Handy etwas fester und nahm das Vibrieren in sich auf. Nach kurzer Zeit endete das Signal, und das kleine Gerät war leblos. Nina untersuchte es genauer und fand auf der Rückseite eine mit weissem, wasserfestem Stift aufgemalte Nummer. Vermutlich die Nummer des winzigen Telefons, schlussfolgerte sie – logisch! Bestimmt gehörte es jemandem mit schlechtem Gedächtnis, jemandem, der sich seine eigene Nummer nicht merken konnte, weil er wohl kaum sich selbst anrief und sich die Zahlenkombination somit nicht einprägen konnte. Erregt steckte Nina das technische Wunderwerk in die Seitentasche ihrer Regenpelerine und ging die letzten Schritte zu ihrer Wohnung. Drinnen war es still, die Eltern waren nicht zuhause.

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Gedichte auf den Leib geschrieben