Das Medaillon

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Das Medaillon

Das Medaillon

Sven Solge

„Ist es weit weg von hier?“

„Nein, nur zwei Blocks weiter in der Schwalbenstraße.“

„Und wie kommen Sie jetzt an ihre persönlichen Sachen?“, fragte Danny, um ihn etwas aus der Reserve zu locken.

„Ach, die paar Klamotten hole ich mir Montag früh, wenn sie zur Arbeit ist. Montag habe ich ja Zeit, ist mein freier Tag.“

Langsam ließ Danny seinen Blick durch das Lokal schweifen.

Das Paar in der Nische war sich in der Zwischenzeit sehr viel näher gekommen. Danny konnte es fast nicht glauben, aber die Frau hatte sich auf den Schoß des Mannes gesetzt und die Bewegungen waren eindeutig.

Wie in Hypnose war Danny aufgestanden. Ohne auch nur einen Blick von dem Geschehen zu nehmen, umkreiste er die Tische, die im Weg standen, und setzte sich unweit von den Beiden auf einen Stuhl.

Die Frau hatte die Augen geschlossen. Ihr Atem ging stoßweise, und jedes Mal, wenn sie sich auf ihren Partner niederließ, stöhnte sie leise auf.
Plötzlich öffnete sie die Augen und sah Danny an.
Ihre Blicke trafen sich und verschmolzen miteinander. Danny konnte ein unbeschreibliches Glücksgefühl in ihren Augen erkennen.
Keine Scham oder Peinlichkeit war zu sehen. Im Gegenteil, ihr Blick forderte ihn auf, noch näher zu kommen.

Wie durch einen inneren Zwang erhob er sich von seinem Stuhl, machte zwei kleine Schritte nach vorne und kniete sich vor den Beiden auf den Boden.
Sie hatte ihren Kopf an die Schulter ihres Freundes gelehnt und stöhnte leise vor sich hin. Dabei ließ sie Danny nicht aus den Augen.
Immer heftiger wurde das Liebesspiel. Ihre eine, entblößte Brust, wippte auf und nieder.
Und dann war es plötzlich soweit. Ihre Augen wurden ganz weit, immer heftiger bewegte sie sich und mit einem unterdrückten Schrei wurde sie von einem Orgasmus erschüttert.
Danny kam langsam wieder zur Besinnung. Plötzlich wurde ihm bewusst, wo er war und was er soeben erlebt hatte. Auf einmal war es ihm peinlich, zwei Liebende bei ihrem Akt beobachtet zu haben.

„War es schön für dich?“, vernahm er die Stimme der Frau.

Im ersten Moment dachte er, sie meinte ihren Freund, doch als er in ihre Augen sah, merkte er, dass sie ihn ansprach.

„Es war fantastisch und unglaublich erregend!“, presste er hervor.

„Ich habe so etwas noch nie beobachtet, verzeih mir meine Neugier!“

„Warum entschuldigst du dich? Wir mögen es, wenn uns jemand zuschaut.“

Danny verschlug es fast die Sprache.

„Willst du damit sagen,“ brachte er mühsam hervor, „dass ihr es schon öfter hier gemacht habt?“

„Nicht nur hier, auch schon an anderen Orten. Zum Beispiel in der Bahn, im Kino, im Flugzeug! Aber nicht in der Toilette, sondern auf unseren Sitzen.“ Ihre Augen blitzten dabei spitzbübisch auf.

„Es ist immer sehr erregend und geil, wie die Leute reagieren.“ Dabei rutschte sie auf dem Schoß ihres Freundes hin und her.

„Ich habe sofort gesehen, wie du drauf bist, als du reinkamst. Dir ist deine Freundin weggelaufen oder du hast Ärger mit deiner Frau, stimmst’s?“

„Wie meinst du das?“

„Na, du hast sehr verärgert ausgesehen, und wie du Lisa angesehen hast, sprach für sich. Richtig ausgehungert nach Liebe.“

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