Schon frühzeitig hatte sie sie einfach in den Arm genommen, wenn es ihr nicht gut ging, und genauso, wenn sie zusammen freuten. Megans körperliche Zärtlichkeit war nie übergriffig, sondern die einer mütterlichen Freundin, die Geborgenheit vermittelte, die sie schon als Kind nie bekommen hatte und die ihr nun als junge Frau wie durch Wunder zuteil wurde.
Die Botschaft der Religion von der Umwertung aller Werte und der Entschädigung für alle Demütigung und jedes Ungemach in diesem irdischen Leben war ihr Trost und Hoffnung. Und diese Hoffnung wollte sie nicht verlieren durch ein sündiges Leben. Nur, was der Priester predigte an Schönem und Gutem und gelegentlich auch tat mit hartem Herzen, das schenkte Megan warmherzig im Übermaß und voller Liebe. Und wenn Matilda es recht bedachte und nicht in jedem Fehler und Versagen ein böses Teufelswerk verortete, so war es plötzlich leicht und unbeschwert, zu lieben und freudig zu bestehen im unvollkommenen, aber einzigen und einzigartigen Leben! Weil sie spürte, dass alles richtig war, was Megan ihr tat und bot, fühlte sie sich mehr und mehr zu ihr hingezogen, ihr, die sie nie verletzen und niemals benutzen würde, sondern ihre schützende Hand über sie hielt, damit sie sich entfalten und befreien könnte zu einem selbstbestimmten Leben als Frau, Mensch, Gottesgeschöpf, geliebt und angenommen und berufen zu lieben und anderer Plage zu lindern, wie dies auch ihr geschehen war. Megan war ihre Götterbotin.
Die einen verbieten das Tanzen, erklärte Megan, weil es Lebensfreude und sinnliche Erfahrung verkörpert, uns lehrt zu harmonieren, uns hinführt zur Nähe der Liebenden. Die anderen den Wein, der nur im Übermaß zerstört, uns eigentlich nur vorsichtig lehrt, uns mit allen Sinnen dem zu öffnen, was das Leben schenkt, Genuss in all der Gefahr. Und sie alle, wirklich alle verbieten uns die Liebe in Berührung und Vereinigung, weil wir in dieser ganz bei uns sind und in der Ekstase kein Wesen im Himmel und auf Erden Macht über uns hat.
Megan und Matilda – Erwachen
Geschichten vom Anfang der Sinnlichkeit
16 8-14 Minuten 1 Kommentar
Megan und Matilda – Erwachen
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Schöne Gefühle
schreibt Lulu