Wer will schon eine Partnerin, die mehrmals in der Klinik war wegen einer Essstörung? Von der man angeblich nicht weiß, ob sie je wirklich normal ist oder man ihr doch nicht trauen kann.“ Es war hart, so zu reden, aber seine Ehrlichkeit hatte mich dazu gebracht.
Er sah mich an, wirklich, als sähe er mich zum ersten Mal in voller Schärfe. Eine kleine Pause. Dann berührte sein Ellbogen meinen Arm. Kein Zufall, aber keine unangenehme Berührung.
„Ich weiß nicht, wie es dir geht. Aber ich brauche jetzt noch einen Drink. Kommst du mit?“, fragte er.
Wir landeten in einer kleinen Bar, fast leer um diese Uhrzeit. Wir bestellten zwei Gläser Wein, dazu etwas Fingerfood, und redeten weiter. Wieder über belanglosere Themen. Lachten sogar, immer wieder durchzogen von diesem Bewusstsein, dass wir beide mehr preisgegeben hatten als geplant. Und von meiner Seite mit dem Bewusstsein, wie einfach ich es fand, in seiner Gegenwart zu essen. Auch merkte ich, wie gerne ich ihn ansah, wenn er lachte. Wie ich etwas zu lange in seine Augen sah. Oder seine Haarsträhne bemerkte, die sich mittlerweile selbständig gemacht hatte und ihm ins Gesicht hing.
Zwischen den Worten wanderten seine Hände immer wieder kurz zu meinem Arm, meinem Rücken, als suchten sie eine Verbindung, würden sich aber nicht trauen, diese aufzunehmen.
Doch irgendwann geschah es ganz natürlich: Unsere Blicke trafen sich, näher und intensiver als bisher. Seine Hand legte sich auf meine, und ich erwiderte die Berührung, ohne zu zögern.
Der erste Kuss folgte wie eine Selbstverständlichkeit. Er war zärtlich und unsicher zugleich. Kein perfektes Timing, kein fließender Rhythmus – aber voller Wärme und einem Funken ungeahnter Vertrautheit.
Es schien mir weitestgehend selbstverständlich, danach mit ihm zu gehen.
Mehr als genug
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