Mehr Pornographie wagen

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Cai Huaxin

Darüber mussten beide lachen. "Vielleicht sind das einfach nicht meine Stammwähler." Und weil sie so sehr offen wirkte, setzte er etwas gedankenlos nach: "Würden sie mich denn wählen?"
Sie zog eine Augenbraue hoch, aber lächelte immer noch: "Ist das nicht eine etwas wagemutige Frage?" Was ihm klarmachte, dass das tatsächlich mehrdeutig geklungen haben musste. Es war ihm peinlich und ließ ihn etwas stottern: "So meinte ich das nicht...sorry..." Seine Verunsicherung schien sie zu amüsieren.
"Ich weiß nicht, ob mir ihr Wahlprogramm >Mehr Pornographie wagen< schon genügt, aber immerhin stimme ich ihnen zu: Die Bilder waren entsetzlich öde und ich glaube ich weiß, was sie meinen." Nun grinste sie wieder breiter. "Ich wollte ihnen allerdings nicht öffentlich zustimmen, weil ich Angst hatte um den Gesundheitszustand einiger der Herren...und um meinen tadellosen Ruf."
"Sehr fürsorglich von ihnen. Ich frage mich, was die morgen machen, wenn sich das Aktmodell von Ihnen krümmt. Tabletten einwerfen? Sich mit Eiswürfeln einreiben?"
"Blendenöffnungen justieren?"
"Ihre Brillen mit Antibeschlagtüchern bearbeiten?" Beide lachten.
Der Fahrstuhl war längst auf seiner Etage angekommen, die Tür hatte sich geöffnet und schon wieder geschlossen. Die Frau wählte - wie zufällig - die Taste für das Untergeschoss.
"Haben sie Lust, schon heute ein paar Fotos zu machen? Ohne die Justierbeamten?"
"Jetzt?...nur wir?"
"Ja. Ich habe die Schlüssel zu dem Seminarraum, in dem das Studio aufgebaut ist."
"Sicher....sehr gerne." Daniel hatte den Eindruck, etwas Unkontrollierbares in Gang zu setzen.
"Allerdings meinte ich das vorhin ernst; mich interessieren keine künstlerischen Aktfotos, sondern..." Obwohl sie minutenlang darüber gesprochen hatten, schien seine Einstellung jetzt, da es ernst wurde, irgendwie unpassend oder gar abartig zu sein.

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