Pronto war nachdenklich: Das gab es doch nur in Berlin, na ja, auch in Berlin erst nachdem die Gentechnik das Problem mit AIDS und den sonstigen Krankheiten gelöst hatte, vor etwa fünf Jahren. Da gab es diese globale Laszivitätswelle, man konnte sich ja kaum noch anstecken. Die Bordelle waren kaputt – oder krass. Dort und in halb-privaten Sex-Clubs konnte man Phantasien austoben, die wenige Jahre vorher noch als extrem galten. Wohl deshalb ging Harald ins Risiko. Ach ja, deshalb stand im Badezimmer diese Plastikflasche mit der berüchtigten Hunde-Lotion „Swoosh!“, die jeden Hund so sex-verrückt macht, auch den Familienhund, dass er auf jeden und jede losgeht. Bereits vor 2030 war das in Sex-Clubs der Hit, weil da die Ansteckungsgefahren bei Hunden schon überwunden waren.
Pronto untersuchte die e-mails an filou@yahoo.de, das Letzte stammte aus einer großen öffentlichen Computerspielbude „PC-HACK“, Absender nuovo@yahoo.de, damals gerade erst dort eingerichtet.
Am nächsten Tag sah sich Pronto PC-HACK an, lauter Kids, auf Spiele ausgeflippt, harmlos.
Pronto übte nun starken Druck auf Willi aus: „Sie wissen, welche Drogen wir bei Ihnen gefunden haben, Sie sind der Hauptverdächtige!“ Er ließ Willi den Toten identifizieren. Willi fühlte sich elend, hilflos, seine weinerlichen Unschuldsbeteuerungen schienen Pronto völlig kalt zu lassen: „Dann helfen Sie doch mit, den Fall aufzuklären – tun Sie es für Harald, wenn Sie schon mit ihm befreundet waren.“
Als Willi später in Haralds Wohnung aufräumen durfte, probierte er dessen schwarze Lederkluft an, dazu eine wilde japanische Perücke, nahm eine Peitsche mit silberner Kette am hübschen roten Griff in die Hand. Er schüttelte den Kopf, als er sich in dem martialischen Outfit im Spiegel sah – doch dann hatte er eine Idee. Mit einer vagen Hoffnung ging Willi zunächst in die Sex-Clubs in Schöneberg. Er nannte sich „Der Halbzarte“. Dort standen die meisten Männer mehr auf Maso als auf Sado. Willi war bald dafür bekannt, seine Peitsche ohne Verletzungen zu gebrauchen, mit geradezu zärtlichem Einfühlungsvermögen fand er für jeden die passende Dosis Schmerz.
Er ließ niemand an sich ran. Um so mehr wurde seine Marotte bewundert, mit den Lippen und Zähnen bei Frauen und Männern ein paar Schamhaare „sanft“ auszureißen – er musste da zu Hause eine tolle Sammlung haben – die hatte er, und eines Tages wurde einer der Typen völlig überraschend verhaftet, es war Mancho, ein Brutalo.
Manchos Haare wie auch die seines rothaarigen Hundes entsprachen bei der genetischen Untersuchung genau denen aus dem Magen des Opfers. Mancho war als aufbrausend und gewaltbereit aktenkundig, aber niemals einer Straftat überführt worden. Wolfo erkannte ihn sofort aus einer großen Testgruppe heraus.
Manchos Aussage: „Es gab Streit, als der Kerl am Ende mit mir allein war und 700 Euro verlangte. Die 700 hat er bekommen, aber dafür wollte ich eine Zugabe: Ich habe ihn gefesselt, es ist aus dem Ruder gelaufen, sein Herz flippte aus, leider konnte ich damals keine erste Hilfe, dabei wäre die so einfach gewesen. Ich meine es war halt ein Unfall. Ich war in Panik, als ich ihn im Teltowkanal versenkte.“ Mancho erfuhr nie, wie „die Polizei“ auf seine Spur gekommen war.
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