„Schau jetzt genau hin, Martin. Ich gehe ganz langsam vor. Ich kitzle die nackten Fusssohlen Deiner Frau. Ein Schauer geht durch ihren Körper. Siehst Du die Gänsehaut? Sie ist Dir vertraut, diese Haut, klar. Du hast sie geliebt, gestreichelt. Nun seid Ihr seit über einem Jahr verheiratet. Schön, nicht? Schau, sie winkelt die Beine ein wenig an. Was sie damit wohl andeuten möchte? Vielleicht gar nichts. Bilden wir uns nichts ein, machen wir einfach weiter. Ein süsses Höschen hat sie an, Deine Frau. Es ist hellgrün, mit hübschen Bordüren. Was sich drunter wohl verbirgt? Du weißt, wer ich bin, nicht? Ich bin Gumo, von Haus aus Kenianer. Student der Linguistik an einer Schweizer Universität. Ihr habt mich ja eingeladen. Christine, Deine Christine, hat heute Geburtstag. Ihr Traum ist der, den viele Schweizerinnen hegen, oft aber nicht auszusprechen wagen. Christines Traum ist ein schwarzer Mann, nur einmal, nur ein einziges Mal in ihrem Leben.
Du, Martin, bist Zuschauer. Zur Sicherheit haben wir Dich gefesselt, die Christine und ich. Wir möchten uns ungehemmt unserer Lust hingeben können – ohne von Dir gestört zu werden. Vielleicht wirst Du ja eifersüchtig und fällst über mich her – gerade dann, wenn es am schönsten ist? Darum: Sicher ist sicher. Leicht zusammengekauert sitzt Du auf diesem Taburett, mitten im Raum. Das Licht ist gedimmt, aber doch hell genug, dass ich die körperlichen Details Deines Schätzchens genau mitbekomme. Ihre frisch pedikürten Nägel. Christines weiche Fusssohlen. Die zarten Fesseln. Der kleine blaue Fleck an ihrem linken Knie. Oh Mann, ich werde langsam scharf auf die Kleine. Aber das ist ja gewollt. Gewollt von Euch beiden. Was seid Ihr für ein versautes Paar – mein Gott! An Christines Geburtstag den Kenianer kommen lassen, der es richten soll. Der es ihr besorgen soll. Ich gehe behutsam vor. Das Tier in mir brüllt, die Lava in mir brodelt.
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.