“ Das Ewa sprach sie mit einem kurzen A, nicht wie wir Eva mit einem langgezogenen A, denn Ewa kam aus Polen. Das hatte sie mir in tadellosem Deutsch bereits am Telefon erzählt. Vier Semester Germanistik in Breslau und schon 10 Jahre Leben in Deutschland waren ursächlich für ihre Deutschkenntnisse. An den typisch klingenden gutturalen Lauten ihrer ursprünglichen Sprache und der Betonung einzelner Wörter hörte man jedoch ihre Herkunft ‚Osteuropa‘ heraus.
Ja, ich hatte Geld investiert, war neugierig, wollte auch ein bisschen Spaß haben, denn ich hatte noch nie mit einer Frau rumgemacht, nicht mal als pubertierende Jugendliche mit einer Freundin. Auch später nicht im Suff nach einem Mädelsabend mit einer meiner jetzigen Freundinnen. Ich war also entsprechend neugierig (und geil).
Und ich hatte nicht gespart. Hatte mir etwas Erstklassiges kommen lassen. Auf ihrer Webseite konnte ich mir in der Vorauswahl einen optischen Eindruck verschaffen und dann hatte ich sie am Telefon auf alles Mögliche befragt. Sie war witzig, schlagfertig und eloquent – was wollte ich mehr? Alles Technische und Finanzielle hatten wir auch soweit besprochen. Es hatte sie mit Heiterkeit erfüllt, als ich ihr erklärte, dass wir zu zweit wären, mein Mann aber nicht einlochen dürfe, weder bei mir noch bei ihr.
Während sie den Mantel ablegte, deutete ich mit einer leichten Kopfbewegung auf das Schränkchen in unserem Flur. Sie nahm den dort liegenden Umschlag ebenso diskret und steckte ihn in die Handtasche, ohne hineinzusehen. Mein Göttergatte stand neben dieser eleganten Frau und bekam den Mund nicht zu. Nun hatte ich ihn endgültig verblüfft, nehme ich an.
Wir ließen uns im Wohnzimmer nieder. Jochen servierte uns einen Rosé und wir plauderten. Ich fand, ein bisschen Smalltalk vorab täte der ganzen Aktion ganz gut.
Ménage a trois
Der Adventskalender - Teil 4
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