So zogen wir die Ruhemöbel so in Stellung, dass wir etwas separat der anderen, die teilweise wie Mumien auf ihren Ruhestätten eingewickelt dalagen, zu stehen kamen. Louis, so hieß er, platzierte seine Liege meiner gegenüber.
„So, weiter im Text … Wo waren wir stehen geblieben?“ Ich hatte mich auf meinem Möbel in Sitzposition gebracht, mit steil aufgestellter Rückenlehne und aufgestellten Beinen. Mein Kinn hatte ich auf den Ellenbogen auf den Knien, wohl wissend, dass ich Louis damit das eine oder andere Schauspiel liefern würde.
Jetzt wirkte Louis das erste Mal ein wenig unsicher und wandte schnell seinen schweifenden Blick auf mein Gesicht.
„Ja … äh … wo waren wir stehengeblieben? – Wir hatten über Gedanken gesprochen … und dass diese frei sind.“
Warum war er jetzt verlegen? Er hatte mir doch längst ‚gestanden‘, dass er in seiner Freizeit erotische Geschichten schrieb und immer auf der Jagd nach guten Gesprächen und neuen Ideen für seine Storys war. Er sah ganz vorzeigbar aus und daher nahm ich an, dass er deshalb auch kein Problem damit hatte, das offen zu berichten. Das Pseudonym, unter dem er schrieb, wollte er mir allerdings nicht verraten.
„Und, was waren Deine Gedanken zu mir? Werde ich in einer Deiner Geschichten vorkommen?“
Ich war gespannt, was er antworten würde … ob er überhaupt antworten würde. Schließlich sah ich ebenfalls ganz passabel aus, gut anzuschauen und sehr weiblich geformt. Man(n) musste kein Atomphysiker sein, um bei mir an ‚Spaltbares Material‘ zu denken.
Louis druckste ein wenig herum.
„Äh … also … ich … warum sollte ich dir meine Gedanken zu dir verraten?“ Ich kenne dich doch gar nicht.“ Das letzte betonte er grinsend wie ein trotziges Kind.
„Ebend“ (die Betonung lag auf dem fälschlich angehängten ‚d‘), „vielleicht bin ich ja gar nicht von hier, sondern nur mal kurz zu Besuch und wir sehen uns nie wieder, dann kannst du doch ruhig …“
Merry Christmas, liebe Katja
‚Merry Christmas‘ – Geschichten vom Fest der Liebe
15 8-14 Minuten 1 Kommentar
Merry Christmas, liebe Katja
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schreibt Amorelio