Wie sie diese Vollheit hasste. Jeden Morgen das gleiche Spektakel in der Pariser U-Bahn. Doch mit dem Auto war es noch nervenaufreibender, und es dauerte erheblich länger. Also die Metro.
Chantal war morgens nicht besonders ansprechbar. Vor dem zweiten Kaffee, den sie auf der Arbeit trank, war ihre Stimmung ziemlich düster.
Zu spüren bekam dies heute Morgen ein junger Mann, naja, vielleicht nicht mehr ganz so jung, so Anfang Vierzig. Er war es, der hinter Chantal stand und durch das Gedränge in der Bahn immer näher an sie herangepresst wurde. Zunächst machte es ihr nicht sonderlich viel aus, doch mit der Zeit glaubte sie, dass er seinen Spaß daran hatte.
Er rieb seine Lenden wie ungewollt an ihrem Hintern, welcher in einem atemberaubend engen, schwarzen Rock steckte. Die knappe, kurze Jacke betonte ihre schmale Taille. Ihre zierlichen Füße, in schlichten hohen Pumps, brachten ihre Waden wundervoll zur Geltung.
Der schlanke Hals, den das hochgesteckte Haar auf zauberhafte Weise freigab, ließ jeden Mann auf dumme Gedanken kommen.
Der Unbekannte war ihr inzwischen so nah, dass sie seinen Atem in ihrem Nacken spüren konnte. Das verursachte ihr einerseits eine leichte Gänsehaut, andererseits machte es sie wütend. Chantal drehte sich um, wollte ihn mit einem bitterbösen Blick bestrafen. Doch auf solch ein sympathisches Gesicht, so offene Augen, war sie nicht gefasst gewesen. Entwaffnend sein Blick. Dieses strahlende Lächeln …
Ihr Zorn wich ungläubigem Staunen. Sie öffnete den Mund, als wolle sie etwas sagen. Die Worte blieben unausgesprochen, was ihn noch bezaubernder Lächeln ließ. Abrupt drehte sie sich wieder um.
Ihre Gedanken wirbelten wild durcheinander. Erneut stießen sie gegeneinander als die Bahn in eine leichte Kurve ruckelte. Konnte es sein? Spürte sie etwa seine Hand an ihrem Hintern? Oder bildete sie sich das nur ein? Ihr Atem beschleunigte sich. Hitze erfasste sie.
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.