Die Mexikanerin

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Die Mexikanerin

Die Mexikanerin

Yupag Chinasky

Dann erst merkte sie, dass dieser bereits vor ihr stand und das war dann doch ein Grund, das Gesicht zu einem Lächeln zu verziehen und von nun an in der Gegenwart zu bleiben. Sie nahm einen Salzstreuer, schüttete ein wenig Salz in das Glas, hob es an, drehte sich ihm zu und sagte „Salud“.

Erst nachdem sie einen kräftigen Schluck genommen hatte, beteiligte sie sich an der Unterhaltung, die er mit ziemlich banalen Fragen fortführte. Es fiel ihr aber offensichtlich schwer, zu verstehen, was er sagte, geschweige denn, richtige Antworten zu formulieren. Erst als beide merkten, dass ihre Unterhaltung besser in Spanisch fortgesetzt wurde, sie, weil es ihre Muttersprache war, er wegen einiger Reisen nach Lateinamerika, bei denen er gezwungen war, sich das Nötigste anzueignen, brach das Eis. Nun erst begannen sie sich richtig zu unterhalten, nun erst achtete Consuela darauf, was er sagte, nun erst war sie in der Lage, auch ihm etwas zu sagen. Er merkte rasch, dass sie nicht oft die Gelegenheit hatte, dass ihr ein Mann wirklich zuhörte, dass er sie nicht nur vögeln wollte, sondern eine richtige Unterhaltung anstrebte. Sie schien dafür richtig dankbar zu sein, jedenfalls erzählte sie ihm bei ein paar weiteren Tequilas ihrerseits und ein paar Pils seinerseits, wie schwierig das Leben hier sei, wie kompliziert hier alles sei, was sie alles nicht konnte und nicht mochte und dass sie doch kaum etwas ändern konnte. Ob eher zufällig oder doch von ihm gelenkt, kamen sie noch einmal auf diesen bescheuerten Tag zu sprechen. Ermutigt durch ihre offensichtliche Zuneigung, die sich wundersamerweise während der Unterhaltung eingestellt hatte und einer kleinen Geste, die ihren Bedarf an Zärtlichkeit zeigte oder vielleicht auch nur zu der Routine einer Kontaktanbahnung gehörte, sie hatte jedenfalls eine Hand auf sein Knie gelegt und streichelte es sanft, fragte er sie, ob sie mitkommen wolle, in sein Hotel, dann könne sie wenigstens noch ein paar Euro in dieser Nacht verdienen.

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