Die Sehenswürdigkeiten verlieren ihren Reiz, wenn man zum x-ten Mal an ihnen vorbeigekommen ist und auch die schönsten Museen kann man nicht uferlos besuchen. So blieben nach einem anstrengenden Wochenende, nur noch die Straße für diese Eindrücke und auch die waren in der Tat höchst interessant. Das Hotel, in dem er ein Zimmer gebucht hatte, ohne über Lage und Ausstattung viel nachzudenken, war ganz ordentlich. Das Haus war zwar alt, die Teppichböden auf den Flurgängen schrecklich und der Aufzug hatte bestimmt schon mehr als fünfzig Jahre seinen Dienst verrichtet. Die Kabine war schäbig, der Mechanismus, den man in dem Schacht einsehen konnte, war archaisch. Man spürte bei jeder Fahrt das Alter, hörte das Ächzen, spürte das ruckartige Anfahren und Abbremsen. Ihm kam es vor, als füge sich ein gequälter, resignierter, alte Ochse in sein unvermeidliches Schicksal, immer und immer wieder um einen Brunnen herumzutrotten und das Schöpfrad in Bewegung zu halten. Von dem Aufzug und den Fluren einmal abgesehen, war das Hotel aber ganz passabel. Sein Zimmer war sauber, die funktionale Dusche lieferte die gewünschte Wassertemperatur auf Anhieb, das Personal, soweit er überhaupt mit jemandem in Berührung kam, war freundlich und das Frühstück war zwar immer dasselbe, aber reichlich und von guter Qualität. Er empfand das Hotel auch deswegen als angenehm, weil das Zimmer sehr günstig angeboten wurde, für seine Lage fast im Zentrum einer Weltstadt geradezu billig. Aber genau die Lage war auch der Grund für den günstigen Preis, denn es lag in einem Viertel, das als höchst problematisch und zugleich sehr exotisch gilt. Die Geschäfte waren in ihrer Mehrzahl exotisch, viele türkisch, dazwischen auch arabisch oder libanesisch oder sonst wie orientalisch. Ein Restaurant hieß „Teheran“, in einem anderen gab es afghanische Küche, im nächsten chinesische oder indische.
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